Mit Essig und Gott gegen die Cholera

Aus Angst vor Ansteckung meldete sich 1854 niemand als Krankenhelfer gegen die Cholera. Der katholische Ordensgründer Giovanni Bosco gab seinen Helfern Essig mit - und keiner erkrankte, erzählt Reinhard Heiserer.

Gedanken für den Tag 28.1.2015:

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Don Bosco, Turiner Priester und Sozialpionier, hat es sich im 19. Jahrhundert zur Aufgabe gemacht, Wegweiser zu sein für junge Menschen, die orientierungslos am Rande der Gesellschaft leben. Er war verwegen genug, auch die Nähe des Todes nicht zu scheuen, wie eine Begebenheit aus dem Jahre 1854 zeigt, als in Turin die Cholera herrschte. Er hat nach seinem oft zitierten Leitspruch gehandelt: „Für die Jugend gehe ich bis an die Grenzen der Verwegenheit“.

Reinhard Heiserer

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Reinhard Heiserer ist Mitbegründer und Vorsitzender der Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“, die eng mit dem katholischen Orden der Salesianer Don Boscos zusammenarbeitet.

Damals Cholera, heute Ebola

Aus Angst vor Ansteckung hatten sich in Turin keine Freiwilligen als Krankenpfleger gemeldet. Don Bosco hat seine Buben zu sich gerufen und ihnen versprochen: „Wenn wir mithelfen, so versichere ich euch, dass keiner erkrankt, denn die Gnade Gottes ist mit uns“. Jeder der jungen Krankenpfleger hat eine Flasche mit Essig bei sich gehabt. Damit haben sie sich die Hände gewaschen. Die Behörden sind überrascht und beeindruckt gewesen vom Einsatz Don Boscos und seiner jungen Helfer. Obwohl 1.400 Personen gestorben sind, ist kein Bub von Don Bosco erkrankt.

Heute, 160 Jahre später, befindet sich der Salesianer Lothar Wagner in Sierra Leone in einer ähnlichen Situation, nur sind die Ausmaße der Ebola-Epidemie schrecklicher. Er bringt täglich Wasser in ein riesiges Gefängnis der Hauptstadt Freetown. Lothar leitet auch ein Schutzzentrum für missbrauchte Mädchen und hat vor Jahren eine Telefon-Hotline für Straßenkinder installiert, die jetzt als Notfalltelefon Antworten auf alle Fragen, die Ebola betreffen, bietet. Er und sein Team haben das landesweit größte Ebola-Zentrum für Kinder und Jugendliche eingerichtet.

Wegweiser wie Don Bosco

Lothar versucht zu helfen, wo und wie es nur geht. Drei Zeilen, die er kürzlich geschrieben hat, sind mir besonders in Erinnerung geblieben: „Bin in der Stadt Bo. Situation total außer Kontrolle. Soldaten bringen soeben 32 Menschen mit klaren Ebola-Symptomen auf Truck aus einem kleinen Dorf. Drei davon sind auf dem Weg gestorben. Überhaupt keine Sicherheitsmaßnahmen. Keine Schutzkleidung. Nichts. Zahlen von WHO stimmen überhaupt nicht. Habe Nahrung zu unseren Familien gebracht. Heute Abend mehr. Lothar"

Lothar ist wie Don Bosco ein Wegweiser für verzweifelte Menschen, weil er in einer scheinbar aussichtlosen Situation ungebrochen weiterkämpft. Er zieht sich nicht zurück. Er kämpft, er glaubt und er betet. Er ist ein großes Licht für mich. Er hält sich an das Lebensprinzip Don Boscos: „Tut, was möglich ist, den Rest tut Gott dazu.“

Musik:

Nino Rota (1911 – 1979)
Allegro molto sostenuto - 1.Satz
Aus: Sonata für Flöte und Harfe

Interpreten: Hans Jörg Wegner/Flöte, Ellen Wegner/Harfe
Label: Thorofon CTH 2243