„Menschen unterwegs. Der Wiener Graben“

Die größte Fronleichnamsprozession Österreichs, angeführt vom Wiener Erzbischof, führt alljährlich vom Stephansdom über die Kärntner Straße, den Josephsplatz und den Kohlmarkt zum Graben, wo sich vor der Peterskirche bei der Dreifaltigkeitssäule traditionell ein Altar befindet.

Die Dreifaltigkeitssäule, auch als Pestsäule bekannt, ist eines der markantesten Denkmäler Wiens. Sie geht auf das Jahr 1679 zurück, als in Wien eine verheerende Pestepidemie wütete. Kaiser Leopold I. gelobte, eine große Dankessäule errichten zu lassen, wenn die Pest vorüber ist. Im Jahr 1693 wurde die Pestsäule eingeweiht. Am Graben, mitten auf einer damaligen Hauptdurchzugsstraße Wiens. Dort waren immer schon viele Menschen unterwegs – nicht nur zu Fronleichnam.

Memo
Donnerstag, 26.5.2016, 19.05 Uhr, Ö1

Bereits im Mittelalter war der Graben eine belebte Straße und ein Marktplatz. Später wurde er zur Flanier- und Promenadenstraße des Adels und des Großbürgertums. Er war auch Tummelplatz von Prostituierten, „Grabennymphen“ genannt. Ab dem 19. Jahrhundert wurde der Graben zur luxuriösen Einkaufsstraße. Die öffentliche Toilette, die am Graben errichtet werden sollte, musste in den Untergrund verschwinden.

Pestsäule Graben Wien

ORF/Wolfgang Slapansky

Die Pestsäule am Wiener Graben

Im 20. Jahrhundert sind immer mehr die Autos zum Problem geworden. So wurde 1971 am Graben die erste Fußgängerzone Wiens eingerichtet. Der Graben wurde zur touristischen Luxusmeile des modernen Wiens. Die Flanierstraße war aber immer auch schon ein Repräsentationsort für Kirche und Kaiser. Hier gab es häufig Erbhuldigungsfeiern. Die katholische Fronleichnamsprozession findet hier seit 1438 statt. In den Zeiten der Gegenreformation gab es jeden Tag eine Messe bei der Pestsäule und fast jede Woche eine Prozession.

Gestaltung: Wolfgang Slapansky

Memo 26.5.2016 zum Nachhören:

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