„Ein Islam im Zeichen des Friedens“

Über das religiöse Leben im Königreich Marokko: Historisch war Marokko Jahrtausende lang ein Land, indem viele unterschiedliche Religionen friedlich miteinander koexistierten.

Schon das Judentum kann auf eine lange und reichhaltige Geschichte in Marokko verweisen. Lange bevor im 7. Jahrhundert der Islam durch arabische Reiter und Nomaden in das Land kam, gab es hier bereits jüdisches Leben. Bereits im 5. Jahrhundert vor Christus, als Nebukadnezar II. den jüdischen Tempel in Jerusalem zerstören ließ, wanderten Juden nach Marokko ins Exil. Im Jahre 70 n.Chr. kam es zu einer weiteren großen Einwanderungswelle nach der Tempelzerstörung durch Titus. Die sogenannten „asiatischen Juden“ trafen hier auf die marokkanische Urbevölkerung, die Imazighen.

Tao
Samstag, 24.9.2016, 19.05 Uhr, Ö1

Tradition eines „stolzen“ Volkes

Nach der islamischen Missionierung galten Juden wie Christen als „Völker der Schrift“ und waren damit „Schutzbefohlene“ der muslimischen Machthaber. Die unterschiedlichen Religionen existierten jahrhundertelang – von wenigen Ausnahmen abgesehen – friedlich nebeneinander. Als fast 700 Jahre lang bis 1492 die Mauren in Al-Andalus (Spanien) herrschten, kam es zu einem regen kulturellen und religiösen Austausch zwischen der europäischen und der arabischen Welt.

Erst die Auswanderungswellen im 20. Jahrhundert im Zuge der Gründung des Staates Israel und die auch nicht an Marokko vorübergehende Islamisierung führten zu einer starken Schrumpfung der jüdischen und christlichen Bevölkerungsanteile. Aber islamistischer Fanatismus und Extremismus konnten – im Unterschied zu anderen Maghreb-Staaten – in Marokko nicht Fuß fassen. Zu stark ist die Tradition dieses – wie es heißt – „stolzen“ Volkes, das sich jahrhundertelang erfolgreich gegen religiöse und hegemoniale Fremdbestimmung gewehrt hat.

Ö1-Schwerpunkt Nebenan

Der Islam ist freilich die dominante Staatsreligion, über deren Entwicklung der Staat ein wachsames Auge hat. Islamistische Terrorzellen von Al Kaida - und IS-Sympathisanten gibt es kaum und wenn, dann werden sie früh ausgehoben, vor allem weil sie wenig Rückhalt in der Bevölkerung haben. Der jetzige König Mohammed VI. setzt sich aber auf institutioneller Ebene für einen Dialog der Religionen ein.

Dass der Islam in Marokko ein anderes Gesicht hat als andernorts, zeigt sich beispielsweise daran, dass es neuerdings auch Frauen ermöglicht wird, als „Mourchidates“ in Moscheen für Frauen zu predigen und das religiöse Leben mitzugestalten. In der Hauptstadt wird die gesellschaftliche Emanzipation von Frauen auch ideologisch durch feministische muslimische Theologinnen vorangetrieben. Johannes Kaup hat sich in der religiösen Landschaft Marokkos umgesehen und daraus für „Tao – aus den Religionen der Welt“ eine Reportage gestaltet. Eine Sendung im Rahmen des Ö1-Schwerpunktes Nebenan: Marokko.

Gestaltung: Johannes Kaup

Tao 24.9.2016 zum Nachhören

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