Österreich: Fatwa für das Kopftuch

Themen: Kritik an Kopftuch-Fatwa; Armut in Albanien; Schweiz: Buch über Missbrauch in der katholischen Kirche

Österreich: Fatwa für das Kopftuch

Kaum ist die Debatte rund um das islamische Kopftuch und die Verschleierung von Musliminnen ein wenig abgeflaut, gibt es wieder einmal neuen Zündstoff: Und der kommt dieses Mal von der offiziellen Vertretung der Musliminnen und Muslime hierzulande, der „Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich“, selbst. In einer Fatwa, also in einem theologischen Rechtsgutachten des Muftis der Glaubensgemeinschaft, wird das Tragen eines Kopftuches als religiöses Gebot für muslimische Frauen postuliert – und zwar auch bereits für Mädchen ab der Pubertät.

Motive
Sonntag, 19.3.2017, 19.05 Uhr, Ö1

Von Seiten der Politik, allen voran von Außenminister Sebastian Kurz und Staatssekretärin Muna Duzdar, hagelt es Kritik. Und auch innermuslimisch gärt es - längst nicht alle Musliminnen und Muslime betrachten das Tragen eines Kopftuchs als verpflichtend. Die Fatwa wird formal und inhaltlich angezweifelt. Und sie ruft auch muslimische wie nicht-muslimische Feministinnen auf den Plan. Die Deutungshoheit für das Kopftuch sollten die Frauen haben, so der Tenor. Doch auch der feministische Diskurs rund um dieses Stück Stoff hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Die Meinungen dazu gehen immer weiter auseinander. - Gestaltung: Kerstin Tretina

Albanien: Armut und religiöser Friede

In manchen Regionen des südosteuropäischen Landes Albanien, vor allem im gebirgigen Norden, an der Grenze zum Kosovo, herrscht eine Arbeitslosigkeit von 80 Prozent. Und viele Familien leben in Zuständen, die man eigentlich gar nicht beschreiben kann. In abbruchreifen Häusern ohne Heizung. Roberto Talotta ist bei einem Lokalaugenschein der Caritas mitgefahren und hat einige durch Spendengelder finanzierte Projekte angesehen. Mit dabei Erjola Daci. Sie ist Übersetzerin, engagiert sich seit vielen Jahren für die österreichische Caritas - und arbeitet am Goetheinstitut in Albaniens Hauptstadt Tirana, wo sie Roberto Talotta interviewt hat.

Schweiz: Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche

Es ist und bleibt ein wichtiges und schmerzliches Thema in der römisch-katholischen Kirche: sexuelle und andere Gewalt gegen Kinder in kirchlichen Einrichtungen. Vor zwei Wochen hat ein neues Buch zum Thema „Sexueller Missbrauch“ für Aufsehen gesorgt - diesmal vor allem in der Schweiz. Der ehemalige Zögling Daniel Pittet arbeitet darin die über viele Jahre dauernden traumatischen Erlebnisse im Zusammenhang mit Übergriffen eines Kapuzinerpaters auf.

Buchhinweis:
Daniel Pittet, „Mon Père, je vous pardonne“, Editions Philippe Rey

Besondere Aufmerksamkeit erregte das Buch, weil Papst Franziskus persönlich das Vorwort dazu geschrieben hat und damit ein klares Bekenntnis zur Aufarbeitung solch schrecklicher Erfahrungen ablegt. In der Schweiz gibt es seit dem Jahr 2000 Bemühungen zu Information, Prävention und konsequentem Handeln im Fall eines Missbrauchsverdachtes. Über 200 Fälle wurden zwischen 2010 und 2015 angezeigt. - Gestaltung: Raphaela Stefandl

Moderation: Martin Gross

Motive 19.3.2017 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Mehr dazu:

IGGÖ-Frauenbeauftragte: Kopftuch keine Islam-Säule
(religion.ORF.at/APA; 8.3.2017)

Links:

Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich
Caritas Österreich