Hilfe für Traumatisierte

Das psychosoziale Zentrum Esra in Wien: Rund 3.000 Klientinnen und Klienten wenden sich pro Jahr an Esra.

„Mit einer Vielzahl an Angeboten in den Bereichen Medizin, Psychiatrie, Psychotherapie, Psychologie, Pflege und Sozialer Arbeit wollen wir Menschen dabei unterstützen, die psychischen Folgen von traumatischen Erlebnissen zu verarbeiten und wieder neue Lebensperspektiven zu entwickeln.“ So steht es auf der Homepage der Einrichtung zu lesen. Deren Sitz sich übrigens auf historisch bedeutsamem Terrain befindet: in der Tempelgasse 5. Tempelgasse 3, das war die Adresse des sogenannten Leopoldstädter Tempels, der Synagoge Tempelgasse – mit ihren 2.000 Sitzplätzen ein imposanter Bau im orientalischen Stil. Bis auf einen Seitentrakt wurde diese Synagoge in der Reichspogromnacht im November 1938 zerstört.

Transgenerationale Traumatisierung

Verfolgung, Massenmord, Auslöschung – diejenigen, die die Gräueltaten der NS-Zeit überlebt haben, finden bei ESRA Unterstützung. Und zwar unabhängig von Faktoren wie Religion, politischer Überzeugung usw. Aber auch die Nachkommen der vom Holocaust betroffenen Generation können sich an das ESRA-Team wenden. Denn: auch wenn sie diese dunkle Zeit nicht miterlebt haben, bekommen sie deren Auswirkungen zu spüren.

Transgenerationale Traumatisierung – so lautet der Fachausdruck dafür. Es ist mittlerweile erwiesen, dass Frauen, die unter Traumatisierung oder Depressionen leiden, das in der Schwangerschaft an ihre ungeborenen Kinder weitergeben. Es kommt zu einer veränderten Entwicklung des Gehirns - mit dem Ergebnis, dass diese Kinder oft ängstlicher sind als Gleichaltrige und dass sie anfälliger sind für posttraumatische Belastungsstörungen. Dazu kommt, dass die Angehörigen dieser sogenannten 2. Generation besonders darauf bedacht sind, es ihren Eltern recht zu machen. In den frühen Jahren (was etwa die Ausbildung anbelangt) oder später, wenn es darum geht, die Eltern zu pflegen. „Hier besteht die Gefahr, dass sie sich selber überfordern, dass sie sich überhaupt nicht mehr abgrenzen können – mit all den negativen Folgen, die das hat“, erklärt Primar Klaus Mihacek, Psychotherapeut und ärztlicher Leiter von ESRA.

ESRA steht allen Zielgruppen offen

Das psychosoziale Zentrum seine Arbeit 1994 aufgenommen, damals noch in wesentlich kleinerem Rahmen als heute. Seit 24 Jahren wird hier also auf den Gebiet der Traumabewältigung gearbeitet. Diese langjährige einschlägige Erfahrung stellt ESRA auch anderen Einrichtungen zur Verfügung. Etwa wenn es um die Begleitung von Flüchtlingen aus Syrien geht.

ESRA ist eine Einrichtung der israelitischen Kultusgemeinde, ein Großteil der Klientinnen und Klienten ist jüdisch. Aber, das heben die Verantwortlichen immer wieder hervor, das Angebot von ESRA beschränkt sich nicht auf diesen Bereich, es steht auch anderen Zielgruppen offen. So ist das ESRA-Team derzeit auch im Integrationshaus, in Einrichtungen der Diakonie sowie der Caritas tätig.