Aschermittwoch

Was für ein Kontrast! Gestern das tolle Treiben des Faschingsdienstags, heute die karge Stimmung des Aschermittwochs. Fasten, Buße, Verzicht. Gedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst.

Gedanken für den Tag 14.2.2018 zum Nachhören:

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Vielfach wird dieser Kontrast heute allerdings kaum wahrgenommen. Im Betrieb der modernen Arbeitswelt sind die Tage einander ähnlicher geworden. Die Maschine der Unterhaltungsindustrie läuft das ganze Jahr über auf Hochtouren. Die Fastenzeit ist für viele nicht mehr als eine vage Erinnerung. Und wer möchte schon gern daran erinnert werden, dass der Tod keine ferne Möglichkeit ist, sondern eine bevorstehende Wirklichkeit?

Blumen und Asche

Einem kalendarischen Zufall ist es zu danken, dass der heutige Aschermittwoch zugleich Valentinstag ist. So sind heute weitere Kontraste vereint: Blumen und Asche, Liebe und Tod. So konträr diese Dinge scheinen, so sehr gehören sie doch zusammen. Auch die schönsten Blumen welken, verfallen, werden zu Staub. Jede Liebe steht unausweichlich unter dem Horizont ihres Endes – oder jedenfalls des Endes ihrer aktuellen Form.

Aber gerade das Ende verleiht allem erst seinen Wert und seine Würde. Was immer da ist und immer zur Verfügung steht, wird alltäglich und gewöhnlich.

Franz Josef Weißenböck
ist katholischer Theologe und Autor. Das Buch „Credo“ ist im Verlag Va bene erschienen.

Zu fasten, auf etwas von Zeit zu Zeit zu verzichten, könnte den Dingen ihren Wert zurückgeben. Es ist wie mit den Erdbeeren: Was war das doch für ein Ereignis, wenn wir als Kinder im Juni die ersten Erdbeeren pflückten. Heute sind sie das ganze Jahr über verfügbar – aber sie haben dadurch buchstäblich ihren Geschmack verloren.

Fasten ist aber darüber hinaus ein Akt zur Sicherung der persönlichen Freiheit. An viele Dinge des alltäglichen Lebens kann man sich so sehr gewöhnen, dass sie gewöhnlich geworden sind. Man merkt dabei oft gar nicht, dass man von ihnen abhängig geworden ist. Das Mobiltelefon mit der Verlockung, ständig online und erreichbar zu sein, ist nur ein Beispiel dafür, der ständige Lärm der vielfachen Ablenkungsmöglichkeiten ein anderes. Es könnte helfen, manchen Dingen den ihnen zukommenden Platz zu geben, wenn man einmal auf sie verzichtet. Es wäre ein Schritt zu einem bewussten Leben. Es wäre ein Beitrag zur Sicherung der eigenen Freiheit und Unabhängigkeit.

Musik:

„Im Zweifel für den Zweifel“ von Tocotronic
Label: Universal 2729654