Purim - der jüdische Karneval

Man sagt: Purim – das ist der jüdische Karneval! Das stimmt nicht ganz. Rabbi Gino Eliezer Gross sagte: „Purim, ist das Fest der Maske!“. Die Maske verhüllt unser wahres Gesicht. Sie lässt uns anders erscheinen, als wir sind. Die Maskerade lehrt uns vor allem, dass Dinge anders sind, als sie scheinen.

Gedanken für den Tag 28.2.2018 zum Nachhören:

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Rabbi Gross schreibt in seinem Buch „Schalom“, dass Purim nicht nur ein Fest der Freude, sondern auch der Spiritualität sein sollte. Am Abend wird in der Synagoge aus der Schriftrolle Esther gelesen, wie sich die Geschichte zugetragen hat, und dass die schöne Esther die jüdische Gemeinde bat, an dem Tag, an dem sie den Judenhasser Haman töten würde, zu fasten und zu beten. Das war zur Zeit des babylonischen Exils, am 13. Adar – das wäre diesmal am Mittwoch, dem 28. Februar.

Topsy Küppers
ist Schauspielerin und Autorin. Am 4. März gastiert sie mit ihrer Erich Kästner-Revue im Langenzersdorf Museum.

Seither folgen fromme Juden dem Wunsch der mutigen Esther und fasten. Es steht geschrieben, dass die schöne Esther - listig und eiskalt - beschloss, den Machthaber zu töten. Aber sie hatte Angst, große Angst. Haman, der der Schönheit der Esther verfallen war, ahnte nicht, was ihm bevor stand. Esther tötete Haman und rettete so das jüdische Volk vor dem Pogrom. Naja, es soll ja schon vorgekommen sein, dass sich auch Antisemiten in jüdische Frauen verliebt haben und ihnen hilflos verfallen waren - oder sind?

Alles ist möglich

Der Mord an Haman passierte in babylonischer Zeit... Aber auch in Zeiten wie diesen begegnen wir Hamans, denen man die Maske vom Gesicht reißen sollte.

Purim, das Fest der Freude! Wir maskieren uns, lachen, tanzen, trinken, naschen... und machen Geschenke. Und da kommt meine große Frage: Ich habe nie gehört, dass man zu Karneval oder Fasching Geschenke macht, Schmankerln verschenkt? Besonders beliebt sind die Hamantascherl. Warum dieses feine Gebäck ausgerechnet den Namen des Judenhasser Haman trägt und warum es an den Mord des Unholds erinnert, kann ich nicht sagen.

In keinem klugen Buch fand ich die Antwort. Die guten Hamantascherl... Mehl, Butter, Zucker, Vanillestangen, Honig, Mohn, Zimt, Mandeln und Walnüsse. Und für die Fülle der Hamantascherl Powidl, mhhh – pardon, mir läuft das Wasser im Mund zusammen.

Rabbi Gino Eliezer Gross lächelte auf meine Frage, und sagte nur: „Alles ist möglich! AM ISRAEl CHAI! DAS VOLK ISRAEL LEBT!“

Musik:

Giora Feidman/Klarinette und Berliner Symphoniker unter der Leitung von Lior Shambadal: „Allegretto - 2. Satz“ aus: „In chassidic mood - für Klarinette und Orchester“ von Gil Aldema, arrangiert von Sergei Abir
Label: Koch Schwann 365992