Speisen und ihre Bedeutung

Feste und Feiern haben zuallermeist auch etwas mit Essen und Trinken zu tun. Das gilt auch für religiöse Feste. Essen ist mit Symbolik versehen.

Gedanken für den Tag 27.3.2018 zum Nachhören:

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So erinnern Speisen, die sich auf einem Teller während des Pessachmahls, des so genannten Sedermahls, befinden, an das Leiden der Israeliten im fremden Land, an die Versklavung und Ausbeutung. Der Lehm der Ziegel, der Staub der ausgedörrten Erde, die Bitterkeit des täglichen Schaffens, die vergossenen Tränen sollen spürbar und schmeckbar werden. Denn gerade in der Freude soll das Leid nicht vergessen werden. Ein Knochen soll an das Opfer des Lammes erinnern, dessen Blut an die Häuser gestrichen wurde, um den Todesengel abzuwehren.

Gerhard Langer
ist katholischer Theologe und Judaist

Freude am Neubeginn

Die ungesäuerten Brote, auf die ich in dieser Woche noch genauer eingehe, drücken nicht nur die Hast des Aufbruches, sondern auch die Erwartung kommender Erlösung aus. In Judentum wie Christentum spielen auch Eier eine Rolle. In der jüdischen Tradition steht das hartgekochte Ei, das sich auf dem Sederteller befindet, für Neuanfang für das jüdische Volk, für die Wechselwirkungen des menschlichen Schicksals, für das Wachsen und Gedeihen und ist auch Ausdruck der Trauer über den Verlust des von den Römern zerstörten Tempels. Für Christen ist es durchaus vergleichbar Symbol von Neubeginn und Leben aus dem Tod. Rotbemalte Eier sollen an das Blut Christi erinnern, genauso wie der Wein, der in der Liturgie eine zentrale Rolle spielt. Im Judentum ist der Wein ebenfalls mehr als nur ein Getränk der Freude und erinnert an Blut und Leiden vieler Juden über die Zeit. Heute ist oft die Symbolik hinter Kommerz und säkularer Alltagskultur verborgen.

Aber auch dort, wo Osterhase und Ostereier und Geschenke vielfach ohne Bezug zum eigentlich religiösen Fest stehen, spürt man die Freude am Neubeginn, am Frühling, am Aufleben der Natur, die darin zum Ausdruck kommt. Der Hase ist übrigens keineswegs nur niedliches Symbol der Fruchtbarkeit, sondern auch ein Symbol der Auferstehung und steht auch für den verfolgten Menschen, der sich zu Jesus flüchtet, der ihn schützt. Im Judentum findet sich der Hase in der Ikonografie ebenfalls häufig als Symbol des nicht zuletzt von Christen verfolgten Juden. Was er jedenfalls auf keinen Fall sein soll ist leichtfertig gekauftes und häufig bald vernachlässigtes Geschenk an die Kleinen.

Musik:

Dimitri Ashkenazy/Klarinette und Karl Andreas Kolly/Klavier: „Lied ohne Worte op. 19b Nr. 1 in E-Dur für Klavier“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, Bearbeitung für Klarinette und Klavier in F-Dur von Robert Stark
Label: Pan Classics 510070