Bibelessay zu Lukas 24, 13 – 35

Emmaus: für mich die faszinierendste Oster-Erzählung! In vielen Seminaren und Kursen habe ich mit ihr gearbeitet, hat sie mit mir – oder besser in mir gearbeitet, und tut es immer wieder!

Emmaus: eine der ganz großen „Weg-Geschichten“ der Bibel. Verfasst vom Evangelisten Lukas, diesem genialen Schriftsteller des Neuen Testaments. Tiefe Psychologie und hohe Theologie verwebt er gekonnt ineinander, verpackt in feine Ironie. Denn von Anfang an legt er für die Hörerinnen und Hörer klar, wer mit dem geheimnisvollen Weg-Begleiter nur gemeint sein kann. Doch die „Augen“ der beiden Jünger lässt Lukas „gehalten sein, sodass sie ihn nicht erkannten“ (V.16).

Josef Schultes
ist Bibelwissenschaftler

Ein Ort zum Ankommen und Bleiben

„Zwei Jünger gingen“: Nicht nur der Bibeltext und Lieder tauchen da in mir auf, sondern auch viele Bilder. Mosaiken in Ravenna, aus dem 6. Jh.; Ikonen der Ostkirche, andächtig berührt und verehrt; schließlich Gemälde von Meistern für biblische Szenen wie etwa Rembrandt. Emmaus spielt aber auch in der sakralen Kunst von heute eine wichtige Rolle. Eine dieser Darstellungen aus jüngster Zeit stammt von Helmut Loder; im Hauptberuf ist er Professor an der KPH, der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Graz.

Sein Emmaus-Bild ist mir in Marienkron vertraut geworden, dieser „Oase für Leib und Seele“ im burgenländischen Mönchhof. Auf Initiative von Sr. Bernarda hat es Loder im Jahr 2015 geschaffen. Für den Meditationsraum des Kurhauses. Gemalt in Acryl, 140 x 35 cm hoch, also ein schmales Bild. Darauf nehme ich zunächst die dunklen Figuren der zwei Emmaus-Jünger wahr. Sie heben sich klar vom Weg ab, der in Orange und Braun gehaltenen ist; ein Weg in kräftigen Erdfarben. Begleitet werden die beiden von einem, der seine Arme um ihre Schultern legt. Seine Gestalt in Schlaggold zieht meinen Blick an, wohl auch deswegen, weil dieser „erhellende Gefährte“ eine goldene Lichtspur auf dem Weg hinterlässt. Vor der Dreier-Gruppe hebt sich gegen den blauen Horizont ein Haus ab; ein Ort zum Ankommen und Bleiben, wenn der Tag sich neigt...

Lebenskunst
Montag, 2.4.2018, 7.05 Uhr, Ö1

Ur-Symbol-Weg

Soweit eine kurze Beschreibung des Bildes von Helmut Loder. Warum es mich sehr anspricht? Weil er damit nicht einfach das Hauptmotiv vieler Emmaus-Darstellungen aufgreift. Dass nämlich beim Brotbrechen und Segensspruch, also beim eucharistischen Mahl, „die Augen“ der beiden Jünger „aufgetan wurden und sie ihn erkannten“ (V.31). Vielmehr folgt Loder der Grundlinie des Lukas, der in seinem Evangelium eine „Theologie des Weges“ entfaltet. Denn der umfangreichste Teil seiner Schrift zeigt Jesus auf dem Weg nach Jerusalem. Ausgestaltet durch viele Gleichnisse, Begegnungen und Heilungen. Stimmig daher als Abschluss eine Weg-Geschichte – die Emmauserzählung!

„Ur-Symbol Weg“. Hodós heißt es im Griechischen des Neuen Testaments. Ein Femininum wie die „via“ in der Vulgata, der lateinischen Bibelübersetzung. „Anhänger des (neuen) Weges“ nennt Lukas die Christen in seinem zweiten Werk, der Apostelgeschichte (9,2). Weg-Geschichte Emmaus. Legendär ein Dorfpfarrer und seine humorvolle Predigt: nicht ein Jünger ging, nicht drei, sondern zwei gingen; sie liefen nicht, sie standen nicht, sie gingen; sie gingen nicht bergauf und nicht bergab, sie gingen „eben-aus“...

Ich wünsche Ihnen frohe und glückliche Wege am heutigen Ostermontag!