Schön, aber leblos

Am Freitag erinnern sich viele gläubige Christinnen und Christen an den Tod Jesu am Kreuz – auch in der Woche nach Ostern. Im Kalender der orthodoxen Kirchen steht heute überhaupt erst „Karfreitag“ – weil sie aufgrund eigener Berechnungsmethoden – Ostern erst an diesem Wochenende feiern.

Morgengedanken 6.4.2018 zum Nachhören:

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Kreuzweg – Kreuz weg? Dieser Titel einer Kolumne ist mir ins Auge gesprungen. Der Text stammt von einem bekannten Theologen aus Innsbruck. Kreuzweg – Kreuz weg? Die Diskussion über die Entfernung von religiösen Zeichen und damit auch des Kreuzes erfasst immer weitere Kreise der Gesellschaft.

Jakob Bürgler
ist römisch-katholischer Priester und Bischofsvikar der Diözese Innsbruck

Eigener Kreuzweg

Der öffentliche Raum, zum Beispiel die Krankenhäuser und Universitäten, sollen frei von religiösen Zeichen sein. Ok, kann man sich denken, denn in diesen Räumen gibt es ja Menschen, die ganz unterschiedlichen Religionen angehören. Aber: Was bedeutet es, wenn das Kreuz aus der Öffentlichkeit verschwindet? Neben dem, dass das Kreuz auch ein Zeichen für unsere westliche Kultur geworden ist.

Wenn das Kreuz abgehängt wird, dann verschwindet der Blick auf einen, der die Leiden und Nöte der Menschen mitgetragen hat und mitträgt. Dann wird der Leidende immer einsamer. Dann muss man das Leid und die Not verdrängen und verstecken. „Eine Kultur, die das Kreuz ablehnt und gegen das Kreuz protestiert, beraubt sich einer enormen Kraft. Heute bemerken das aber nur jene Menschen, die ihren eigenen Kreuzweg längst beschritten haben.“ So eigenartig das klingt: Wer das Kreuz wegnimmt, hat auch keinen Grund, Ostern zu feiern. Das Leben wird kosmetisch schön, aber leblos.