Die letzten Tage

Das Fasten ist nicht sehr einfach, vor allem im Sommer nicht. Ich denke, wenn die religiöse Überzeugung nicht vorhanden ist, ist das fast unmöglich, so viele Stunden zu verzichten. Die 30 Tage vergehen schnell und so wie man am Anfang voller Freude dastand, ist auch jetzt die Traurigkeit in den Augen der Menschen zu spüren.

Gedanken für den Tag 9.6.2018 zum Nachhören:

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Die letzten Tage werden besonders genossen. Nach dem Fastenbrechen zum Nachtgebet, treffen Muslime zusammen, um ihrer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Alle hoffen auf die Vergebung in den letzten Tagen des Ramadan. Vor den Moscheen bilden sich lange Reihen, überall kann man den Imamen beim Gebet lauschen. Teilweise rezitieren sie so emotional, dass Tränen fließen. Vor allem dann, wenn Bittgebete ausgesprochen werden. Die Menschen bitten um Frieden. Sie suchen innere Ruhe. Es ist dunkel, die Sterne erhellen den Himmel. Bis spät in der Nacht wird gebetet.

Nermin Ismail
ist Journalistin

Nächstes Jahr zu Ramadan

Ein Monat, in dem auch ich versucht habe, das Beste aus jedem Tag zu holen, neigt sich dem Ende zu. Ein Monat im Jahr, in dem man sich auf das Wesentliche konzentriert, über den Sinn des Lebens nachdenkt, sich selbst beobachtet und reflektiert. Mit jedem Jahr, mit jedem Ramadan lerne ich mehr über mich und sehe auch neue Trends in der muslimischen Gesellschaft. So ist jetzt im Jahre 2018 von einem „grünen Fasten“ die Rede. Muslime versuchen Plastikmüll zu vermeiden oder fasten vom Autofahren. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit sich selbst, entstehen Entwicklungen wie diese. Die Muslime erinnern sich, dass ihr Körper und ihre Umwelt ein anvertrautes Gut sind. Auf der Straße, im Bus oder auch beim Warten nutzen die Menschen die Zeit, um Koran zu lesen. In den letzten Tagen wird hier auf die spirituelle Dimension sehr geachtet. Die Serien können ja auch zu einem späteren Zeitpunkt im Internet nachgesehen werden.

Die Freude auf das Fest ist groß. Auch wir kaufen unsere Eid-Kleidung – Lebs el Eid ein. Aus allen Fenstern duftet es nach ägyptischem Gebäck zum Ende des Ramadan, zum Zuckerfest. Unsere Nachbarn bringen uns einen großen Teller mit Kahk und Betifour vorbei.

Mit dem Eid endet auch mein Aufenthalt in Kairo, meinem zweiten Zuhause. Wieder einmal bin ich meiner zweiten Heimat etwas nähergekommen. Den Ramadan hier zu erleben, hat mir einen ganz besonderen Blick auf Ägypten verschafft. Ich werde wiederkommen. Nächstes Jahr zu Ramadan.

Musik:

„Ramadan“ von Hossam Ramzy
Label: JOSEF WEINBERGER JWCD 2079