Gewaltloser Widerstand

Ende der 1990er Jahre besuchte ich Robben Island, die Insel vor Kapstadt, wo Nelson Mandela gefangen gehalten wurde. Schon die etwas stürmische Überfahrt mit dem Schiff ließ erahnen, dass es hier kein Entrinnen durch Schwimmen gegeben hätte.

Gedanken für den Tag 17.7.2018 zum Nachhören:

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Robben Island war ein Anlauf- und Lebenspunkt für Robben, nicht für Menschen. Dort hielt Südafrikas Apartheid-Regierung politische Gegner gefangen, zu denen Nelson Mandela gehörte. 18 von 27 Jahren Gefangenschaft verbrachte er allein hier. Einer der ehemaligen Gefangenen führte durch das ehemalige Gefängnis mit den winzigen Zellen mit Betonboden, den Hof, und den Steinbruch, in dem die Gefangenen arbeiten mussten.

Ulrike Bechmann
ist Professorin für Religionswissenschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz

Protest der Gefangenen

Die Luxusvariante der Zellen enthielt eine Pritsche, sonst musste man auf dem blanken Beton schlafen. Nur langsam gewährte die Regierung den Gefangenen z.B. lange Hosen oder eine Decke. Widerstand in solch einer Lage? Im Steinbruch gab es keine Pausen. Wer erschöpft aufhörte zu arbeiten, wurde geschlagen.

Der Protest Mandelas und der anderen Gefangenen war, in Zeitlupe die Hacke zu schwingen. Der ehemalige Mithäftling erzählte, sie perfektionierten es, in unglaublich langsamer Bewegung nicht aufzuhören zu arbeiten. Ein Wettbewerb unter Gefangenen entstand: Wer konnte am langsamsten arbeiten? Einige Wärter konnten nicht anders, als diesen gewaltlosen Widerstand zu respektieren.

Buchhinweis:

Nelson Mandela, Meine Waffe ist das Wort. Mit einem Vorwort von Desmond Tutu, Kösel-Verlag

Musik:

„Bring back Nelson Mandela“ aus dem Musical Sarafina von Mbongeni Ngema
Label: RCA RD 89307