Politische Gräben überwinden

Giovannino Guareschi war ein Mann, der für seine politische Überzeugung einstand. Der überzeugte Katholik war zeitlebens ein erbitterter Gegner des Kommunismus. Doch er scheute auch nicht davor zurück, das eigene politische Lager zu kritisieren. Wegen Angriffen auf führende christlichsoziale Politiker musste er 1954 für mehr als ein Jahr ins Gefängnis.

Gedanken für den Tag 25.7.2018 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Es war nicht seine erste Kerker-Erfahrung. Nachdem er 1942 am Heimweg von einem feucht-fröhlichen Abend lautstark über die faschistische Regierung Italiens geschimpft hatte, musste er zur Strafe in die Armee einrücken. Im Jahr darauf kam er in deutsche Kriegsgefangenschaft und wurde in ein Konzentrationslager in der Nähe von Bremen deportiert.

Ins Gespräch kommen

Im Lager wurde er vom „Geist der Lagerstraße“ erfasst, von dem auch viele österreichische Politiker der Nachkriegszeit berichteten, die unter dem Nationalsozialismus gemeinsam eingesperrt waren. Gemeint ist die Einsicht, dass die verschiedenen politischen Lager trotz aller Differenzen konstruktiv zusammenarbeiten müssen; Hass und unerbittliche Feindschaft führen letztlich zum Untergang der Demokratie.

Michael Krassnitzer
ist Journalist

Für Guareschi bedeutete dies: Sein Feind war die kommunistische Ideologie, nicht der einzelne Kommunist. Niemals hätte er die einfachen Menschen am Land verteufelt, die damals in großer Zahl kommunistisch wählten. Er sagte: „Ich möchte mit diesen Leuten ins Gespräch kommen und mit ihnen reden“. In Anspielung auf den Bürgermeister in seinen Kurzgeschichten meinte Guareschi: „Denn auch viele dieser Bauern sind Peppones, das heißt Kommunisten, bei denen im Entscheidungsfalle stets das Herz über das Parteibuch siegt.“

Musik:

„Cinecitta ore nove“ aus Fellinis Intervista/ Original Filmmusik von Nicola Piovani
Label: Virgin 258760