Festtage des Augustus

Vorgestern hat uns das Fest Mariä Himmelfahrt hier in Österreich einen freien Tag beschert. In Italien heißt der 15. August „Ferragosto“; an ihm erreicht die Sommerhitze oft ihren Höhepunkt. Die Familien machen nochmals Kurzurlaub am Meer oder in den Bergen – die Verwaltung des Landes steht still, dafür ist auf Italiens Straßen der Teufel los!

Gedanken für den Tag 17.8.2018 zum Nachhören:

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„Ferragosto“ ist die italianisierte Form von Feriae Augusti, also: Festtage des Augustus. Der römische Kaiser hat im ganzen Reich drei Feiertage eingeführt, um die Eroberung Ägyptens, den Sieg über Marc Anton und Kleopatra, mit Triumphzügen zu feiern. Das Festtagstripel Mitte August wurde Tradition. Später hat man auf den 15. August das Fest der Aufnahme Mariä in den Himmel gesetzt. So löschte die Apotheose Mariä und ihre Krönung zur Himmelskönigin den Triumph des paganen Kaisers aus.

Martina Pippal
ist Kunsthistorikerin und Künstlerin

Sogwirkung

Oft kippt nach dem 15. August das Wetter. Der Sommer ist vorbei, als habe Maria bei ihrer Auffahrt die Wärme und Sonne mit sich genommen und die Welt in einem Zustand der Trauer (kühler Nässe) zurückgelassen. Diese Vorstellung von der Sogwirkung liegt insofern nahe, als in den Augen der katholischen Kirche Maria gesamthaft in den Himmel einging. Mit Leib und Seele.

Aber wen interessieren heute die Details? Wir genießen den freien Tag. Vor rund 1000 Jahren war das anders. Scharf wurde darüber nachgedacht, wie und wann die Seele und der Körper Mariä in den Himmel gelangt seien. Theologische Schriften und Buch-Illustrationen bezeugen, dass es hierüber zwei Meinungen gab: Nach der einen sei Christus beim Tod seiner Mutter anwesend gewesen, habe die aus ihren Körper weichende Seele an sich und dann mit sich in den Himmel genommen; auf Bitte der Apostel die Seele Mariä aber später – durch den Erzengel Michael – wieder auf die Erde bringen lassen, wo Seele und Leichnam miteinander vereint worden wären. Dadurch mit dem ewigen Leben beschenkt sei Maria dann als ganze Person in den Himmel aufgefahren. Dieser Version folgt auch Tizians berühmte „Assunta“ in der Frarikirche von Venedig.

Nach der anderen Theorie ließ Christus die Seele und den Körper Mariä hintereinander in den Himmel bringen. Eine englische Miniatur aus dem 12. Jahrhundert zeigt, wie der bandagierte Leichnam von Engeln aus dem Sarkophag gehoben wird. Die Wiedervereinigung von Seele und Körper, also Mariä Erweckung zum ewigen Leben, habe demnach im Himmel stattgefunden. Beide Theorien bedienen sich der Logik, aber nur zu ihrer Aussteifung. Der Blick auf den Glauben wie auf Ideologien von außen ist schwer, oft auch gefährlich.

Musik:

Vladimir Ashkenazy/Klavier, Itzhak Perlman/Violine und Lynn Harrell/Violoncello: „Allegro con brio - 1. Satz“ aus: Trio für Klavier, Violine und Violoncello in c-moll op. 1 Nr. 3 von Ludwig van Beethoven
Label: EMI 7474562