Richtig streiten

„Streiten tut gut, streiten will gelernt sein, richtiges Streiten kann für eine Beziehung reinigend sein“ - Solche oder ähnliche Bemerkungen wird man immer wieder hören.

Morgengedanken 4.9.2018 zum Nachhören:

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Haben Sie auch gern Recht? Dann hat die amerikanische Journalistin Regina Brett einen Zuspruch für Sie und mich bereit: Du musst nicht jeden Streit gewinnen. Stimme zu, dass man nicht immer übereinstimmt.

Silvia Habringer-Hagleitner
ist Professorin für Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz

Sichtweisen

Uns Menschen ist dieser Trieb, Recht haben zu wollen, offenbar angeboren. Wer Recht hat, kann sich sicher sein, richtig zu liegen: mit seinem Denken und Handeln. Und richtig ist doch auch gut, oder nicht? Jedenfalls richtig und nicht falsch. Das Falsche fürchten wir, aber warum eigentlich? Und ist es nicht auch richtig, dass zwei Menschen gar nicht dieselbe Sichtweise auf eine Situation haben können? Den Streit gewinnen wollen, heißt, die eigene Sichtweise durchsetzen zu wollen. Die Sichtweise des anderen auslöschen.

Ich gehöre – leider – zu jenen, die durchaus gerne streiten: um Dinge, die mir wichtig und wertvoll erscheinen. Je älter ich werde, umso mehr empfinde ich Streit um des Streitens willen aber unnötig. Es hilft mir, wenn ich einsehe, dass vor allem mir nahe Menschen andere Interessen haben, anders denken, anders fühlen und anderes wollen. Lieben was ist, heißt auch eines akzeptieren: dass man selbst mit den Nächsten nicht immer übereinstimmt.