Hildegard von Bingen und der kleine Finger
Morgengedanken 17.9.2018 zum Nachhören:
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Neulich habe ich mir den kleinen Finger verstaucht: Wegen so einer Lappalie wollte ich nicht zum Arzt oder gar ins Krankenhaus gehen. Lächerlich, den kleinen Finger röntgen, noch dazu an der linken Hand…
Elisabeth Rathgeb
ist Seelsorgeamtsleiterin der katholischen Diözese Innsbruck
Alles ist miteinander verbunden
So habe ich ihn fest verbunden und merke seither erst, wozu ein kleiner Finger gut ist: Schraubverschlüsse aufdrehen, Kontaktlinsen einsetzen, auf der Computer-Tastatur schreiben – ohne kleinen Finger fast unmöglich. Und nachdem ich beim Unkraut-Jäten ganz vergessen habe, dass ich ja den kleinen Finger schonen will, hat er mich in der Nacht schmerzhaft daran erinnert, dass es ihn auch noch gibt.
Hildegard von Bingen, Naturwissenschaftlerin, Ärztin, Mystikerin, Dichterin und Komponistin, war schon im 12. Jahrhundert überzeugt: Alles ist miteinander verbunden. So, wie die verschiedenen Teile des Körpers miteinander in Verbindung stehen und keines davon unbedeutend ist, sind auch die Menschen untereinander und mit Gott verbunden. Ihre Vision von Einheit und Ganzheit bestätigen medizinische Erkenntnisse heute: Auf der körperlichen Ebene können wir sie gut nachvollziehen. Und auch in der Natur wissen wir inzwischen, dass unser Öko-System weltweit verbunden ist: Wir alle leben auf der Erde wie in einem gemeinsamen Haus. Wie sagt Hildegard von Bingen? „Pflege das Leben, wo du es triffst.“