Über den Wert von Schuld und Schulden

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, sagt man. Und wirklich kann ein Bild oder sagen wir auch ein Film von einer Zeit mehr erzählen, als so manche gelehrte Abhandlung. Auch darüber, was etwa der Einzelne der Gemeinschaft schuldet. Und wie sich das in den Jahrzehnten verändert hat.

Gedanken für den Tag 25.9.2018 zum Nachhören:

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In den 60er Jahren flimmerte Raumschiff Enterprise durch unsere Wohnzimmer. Das waren Abenteuer in einer glorreichen Zukunft mit Captain Kirk und Spock. Eine höher entwickelte Zivilisation, in der sich die Menschheit unter dem Dach der „Föderation“ brüderlich vereinigt hatte und dem großen Fortschritt huldigte. Die Mannschaft der Enterprise hatte die Aufgabe, Kontakt zu entfernten Zivilisationen herzustellen und den Friedenswillen der Erdlinge zu übermitteln. Das war ihre Pflicht und Schuldigkeit.

Oliver Tanzer
ist Wirtschaftsjournalist bei der Wochenzeitung „Die Furche“

Schuldbürger

Ganz anders die erfolgreichste Serie des Jahres 2018: „Game of Thrones“: Statt universaler Brüderlichkeit spritzt kübelweise Kunstblut über die Fernsehschirme, die Helden sind gefangen in kleinstaatlichen Rivalitäten und Grausamkeiten zwischen Horden und Grüppchen. In der Hauptrolle sind eigentlich Basic Instincts zu sehen, Sex und Crime. Und ja, Mauern, viele Mauern. Mittelalter eben, könnte man sagen, wären Mauern nicht gerade in unseren Tagen so unfassbar modern und der Kleinstaat wohl auch. Erst vor wenigen Tagen wurde Game of Thrones zum großen Sieger bei den diesjährigen Emmy-Awards.

Und was ist aus der guten alten Föderation geworden? Nun, Vergleichbares gibt es heute in der Kino-Trilogie „Hunger Games“. Da unterdrücken der föderative Staat und sein Präsident erbarmungslos die Bürger. Und sehen nicht viele Bürger in Europa ihren Staat ganz ähnlich? Als Leviathan, der sie unterdrückt. Und sie glauben, dass sie deshalb dem Staat gar nichts schulden, höchstens den Aufstand. Und sie erkennen auch nicht die Verführer, denen sie dabei auf den Leim gehen. Und können die Bilder nicht mehr deuten, selbst wenn sie mehr als Millionen Worte sagen – über das, was dabei herauskommt. In Chemnitz und anderswo.

Musik:

„Main title“ aus: GAME OF THRONES / Original Fernsehmusik von Ramin Djawadi
Label: Varèse Sarabande VSD7097