Gegen Vertuschung

Themen: Andrea Pinz über Religionsunterricht; Arnold Mettnitzer und Johannes Wahala über Missbrauch in der katholischen Kirche

Religionsunterricht: Identität und Wurzeln

Eine Lanze für den konfessionellen Religionsunterricht bricht Andrea Pinz, die Leiterin des Schulamtes der Erzdiözese Wien, im Gespräch mit Judith Fürst anlässlich des ersten diözesanen Tages der Religionslehrerinnen und –lehrer, der von rund 1300 Lehrenden aller Schultypen am 26. September im Wiener Stephansdom begangen wird. In Zeiten, in denen heftig über sogenannte Brennpunktschulen und soziale Probleme im Klassenzimmer diskutiert wird, wird auch immer wieder die Frage aufgeworfen, ob konfessioneller Religionsunterricht überhaupt noch zeitgemäß sei und nicht lieber von einem religionskundlichen Unterricht abgelöst werden sollte. Doch gerade im konfessionellen Religionsunterricht könnten authentische Lehrerinnen und Lehrer den Kindern Identität und Wurzeln vermitteln, meint Pinz und kontert: „Religion kann nicht neutral referierend vermittelt werden, sondern mit Praxisbezug. Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, dass in der Schule Sprachwissenschaftler Englisch unterrichten.“ - Gestaltung: Judith Fürst

Strukturen des Missbrauchs: Psychotherapeuten und Theologen Arnold Mettnitzer und Johannes Wahala im Gespräch

Am 25. September wurde im deutschen Fulda eine Studie vorgestellt, die sich eingehend mit Missbrauch durch Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige beschäftigt und zu dem Ergebnis kommt: Die katholische Kirche in Deutschland hat das Problem des sexuellen Missbrauchs durch Priester auch heute noch nicht im Griff. Die Studie zeigt auch, wie sehr die Strukturen der katholischen Kirche den Missbrauch ermöglicht und dazu beigetragen haben, dass jahrzehntelang vertuscht werden konnte. Ein Problem nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Nicht umsonst hat Papst Franziskus einen Kirchengipfel vom 21. - 24. Februar im Vatikan angekündigt, zu dem er die Chefs aller nationalen Bischofskonferenzen geladen hat.

Praxis
Mittwoch, 26.9.2018, 16.05 Uhr, Ö1

Zu Gast im Studio des Ö1-Religionsmagazins „Praxis“ sind Arnold Mettnitzer und Johannes Wahala. Beide waren einst römisch-katholische Priester und sind heute Psychotherapeuten. Der römisch-katholischen Kirche fühlen sich beide immer noch verbunden, sparen allerdings nicht mit Kritik am Umgang mit den Missbrauchsskandalen: Viele Präventionsmaßnahmen, die in den letzten Jahren von Seiten der katholischen Kirche gesetzt wurden, würden nicht tief genug gehen und an jene Strukturen, die Missbrauch Vorschub leisten, zu wenig ändern. Nach wie vor würde etwa die Koppelung von Priesteramt und Zölibat und die damit verbundene Tabuisierung und Unterdrückung von Sexualität gravierende Probleme schaffen. Kritik üben die beiden Psychotherapeuten und Theologen im Gespräch mit Alexandra Mantler auch am Umgang mit der Beichte: Potenziellen Tätern, die ihre Probleme in der Beichte ansprechen, würde oft keine professionelle Hilfe zuteil und Opfer würden noch ein zweites Mal traumatisiert werden, wenn ihnen zur Beichte geraten wird, als hätten sie eine Art Mitschuld an der sexuellen Gewalt, die ihnen angetan wurde. - Gestaltung: Alexandra Mantler

Moderation: Alexandra Mantler

Praxis 26.9.2018 zum Nachhören:

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