Die Kuh, die weinte

Es gibt ein Buch mit buddhistischen Geschichten, dessen Titel „Die Kuh, die weinte“ zugleich auch der Titel einer dieser Geschichten ist.

Gedanken für den Tag 3.10.2018 zum Nachhören:

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Sie erzählt davon, wie ein sogenannter „harter Junge“ zu einem sehr mitfühlenden Menschen geworden ist – und zwar - im wahrsten Sinn des Wortes – in einem einzigen Augenblick. Die Geschichte spielt in einem Straflager für Schwerverbrecher in Australien, das Selbstversorger ist und auch einen Schlachthof für eigene Weidetiere besitzt.

Die Geschichte der Nahrung auf dem Teller

Die brutalsten Insassen wurden dort als Schlächter beschäftigt und beförderten täglich auch viele Kühe vom Leben zum Tod. Die Tiere wurden in enge Pferche getrieben, vor deren Betreten sie sich bestmöglich zur Wehr setzten und nur mit Gewalt durchgetrieben werden konnten.

Gerhard Weißgrab
ist Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft

Eines Tages geschah die Ausnahme, dass eine einzelne Kuh völlig lethargisch blieb und ohne Gegenwehr sich dem Schlächter näherte. Dieser war von diesem ungewohnten Verhalten völlig überrascht und schaute daher besonders genau auf dieses Tier. Als er in ihre Augen blickte, sah er plötzlich dass diese Kuh Tränen vergoss. Ab diesem Augenblick hat dieser Mann nie mehr im Schlachthof gearbeitet und aufgehört, Fleisch zu essen.

Ich möchte da anschließen und ich behaupte, wenn jeder Mensch, der Fleisch isst, das Tier dazu vorher selbst töten müsste, würde die Zahl der vegetarisch lebenden Menschen stark ansteigen. Es geht nicht darum, die Menschen zu einem veganen oder vegetarischen Leben zu verpflichten. Worum es aber geht ist, Menschen dazu anzuregen, darauf zu achten, welche Geschichte ihre Nahrung am Teller hat. Behutsam Bewusstsein zu schaffen, dass jedes Stück Fleisch am Teller einmal ein fühlendes Wesen war – ausnahmslos ein Tier, das leben wollte. Ein Blick auf den langen und oft sehr leidvollen Weg, den dieses Tier zurück gelegt hat, bevor dieser Braten am Teller liegt, kann eine gute Basis für Veränderung sein.

Musik:

Chen Zhong: „Foshang dian (Der Buddha über dem Altar)“ - für Xiao Flöte
Label: Ocora Radio France C 560183