Das gute Leben

Trotz Verletzungen, Rückschlägen und Verbitterung positiv in die Zukunft schauen – das fällt vielen Menschen schwer. Und dennoch ist das eine wichtige Voraussetzung, um sein Leben gut zu gestalten.

Morgengedanken 19.10.2018 zum Nachhören:

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Ein erfolgreiches Buch von Viktor Frankl trägt den Titel „Trotzdem Ja zum Leben sagen“. Es beschreibt dessen Erlebnisse im Konzentrationslager. Der Titel begleitet mich seit einiger Zeit wieder sehr intensiv.

Jörg Fuhrmann
ist Palliativpfleger und Seniorenheimleiter in Salzburg

Ja sagen

Vor einigen Wochen zog bei uns im Bezirksaltenheim ein Mann ein. Bei sich hatte er nur einen Koffer und eine kleine Plastiktasche. Nach dem Ankommen setzte er sich in sein Zimmer und meinte mit kräftiger und bestimmter Stimme: „Hier bleibe ich nicht und daher werde ich meinen Koffer auch nicht auspacken.“ Im Gespräch mit den Angehörigen wurde ich mir der Geschichte dieses Menschen zunehmend bewusst. Ich versuchte Verletzungen, Handlungen, Enttäuschungen und vieles mehr zu verstehen. Der Bewohner verbringt die meiste Zeit alleine in seinem Zimmer und mit dem Verfassen von Entschuldigungsbriefen. Die vielen kurzen und kleinen Begegnungen berühren mich immer mehr mit dem Bewohner.

Mir hat diese Geschichte gezeigt, wie wichtig es ist, Ja zu sagen – trotzdem Ja zu sagen zum Leben. Zudem begriff ich, wie sehr es einen positiven Zugang zu einem Menschen braucht mit einer nicht wirklich tadellosen Lebensgeschichte. Aber wer von uns hat diese schon? Ich musste nicht lange suchen, um einen positiven Zugang zu finden. Es sind seine Augen, die Begegnung mit ihm möglich machen. Ich wünsche Ihnen ein Ja zu Ihrer Geschichte und einen positiven Zugang zu sich selbst.