„Nicht heilig, aber gerecht“

Die Widerstandskämpferin Irene Harand: Früher als viele andere hat sie die Gefahr des Nationalsozialismus erkannt – und sie war als Katholikin (wie nur wenige damals) fest davon überzeugt, „dass der Antisemitismus unser Christentum schändet“.

Irene Harand gründet bereits 1933 in Wien die „Weltorganisation gegen Rassenhass und Menschennot“. 1935 gibt sie mit dem Buch „Sein Kampf“ ihre Antwort auf die „Hakenkreuzbibel“ Adolf Hitlers.

Memo
Donnerstag, 1.11.2018, 19.05 Uhr, Ö1

Gerechte unter den Völkern

Sie widerlegt darin seine antisemitischen und judenfeindlichen Thesen. Und im Vorwort schreibt die „Hauptmannsgattin“ (als die sie damals firmiert): „Wir haben während der zwei Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft gesehen, dass das Hakenkreuz auch vor dem Massenmord nicht zurückschreckt, wenn es gilt, die errungenen Positionen zu halten“.

Nach dem „Anschluss“ 1938 bleibt ihr nur die Flucht in die USA. In die alte Heimat kehrt sie nicht mehr zurück. Sie gerät völlig in Vergessenheit und wird vom offiziellen Österreich erst geehrt, nachdem sie 1969 von der Holocaust-Gedenkstätte „Yad Vashem“ zu einer „Gerechten unter den Völkern“ erklärt worden war.

Und von einer Selig- oder Heiligsprechung durch die römisch-katholische Kirche war bisher überhaupt noch nie die Rede.

Die Reihe MEMO erinnert daher am Festtag „Allerheiligen“ im Jahr der Zeitgeschichte 2018 an Irene Harand – denn „Allerheiligen“ ist nach katholischem Verständnis wirklich „allen“ Heiligen gewidmet (egal, ob unbekannt oder bekannt, egal ob offiziell „heilig“ gesprochen oder nicht).

Gestaltung: Markus Veinfurter

Memo 1.11.2018 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Buchhinweise:

  • Christian Klösch, Kurt Schnarr und Erika Weinzierl, „Gegen Rassenhass und Menschennot. Irene Harand - Leben und Werk einer ungewöhnlichen Widerstandskämpferin“, StudienVerlag
  • Franz Richard Reiter (Hg.), „Sein Kampf - Antwort an Hitler von Irene Harand“, Ephelant Verlag