Ort des Friedens
Gedanken für den Tag 9.11.2018 zum Nachhören:
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Wenn ich hier durchgehe, komme ich in einen großen begrünten Hof. Schattige Bäume, grünes Gras und Vogelgezwitscher bieten die Möglichkeit, für einen kurzen Moment aus der bedrückenden und mit schrecklichen Erinnerungen gepflasterten Umgebung zu entfliehen. Das war jedoch in Lagerzeiten ganz und gar nicht so. Hier hat sich der sogenannte Quarantänehof befunden, in dem alle neu eingelieferten Häftlinge, unter sogar für KZ-Umstände grauenhaften Bedingungen, drei bis vier Wochen eingesperrt worden sind. Damit wollte man die Ausbreitung von Krankheiten verhindern und eine erste Aussonderung der Kranken und Schwachen vornehmen. Später ist in diesem Hof das Frauenlager eingerichtet worden.
Barbara Glück
ist Geschichts- und Politikwissenschaftlerin und Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Das Gegenteil von damals
Eigentlich ein bedrückender Ort, aber kürzlich haben zwei junge Mädchen meinen Blick auf diesen ganz grundsätzlich in Frage gestellt. Die beiden waren Teil einer Klasse, die nach einem ausführlichen Rundgang bei uns noch einen Workshop absolviert hat. Teil dieses Workshops war es, den Ort aufzusuchen, der einem besonders in Erinnerung bleiben würde.
Die beiden Mädchen haben sich für den Friedhof entschieden und als ich sie gefragt habe, warum, antworteten sie mir: „Das Gegenteil von damals findet heute hier statt“. Obwohl dieser Ort früher zu den schlimmsten Plätzen in diesem KZ gehört hat, ist er heute ein Ort der Ruhe, des Friedens und der Wertschätzung. Das haben sie mit den Worten begründet: „Nach all den Qualen und der Todesangst, die diese Menschen durchleben mussten, scheinen sie hier nun endlich ihre Ruhe gefunden zu haben.“
Musik:
„Besetztes Land“ von Kurt Adametz
Label: ORF-Enterprise Musikverlag / ORF-E-CD0108