Der Bunker

Ein Ort, der immer wieder für zahlreiche Fragen und Debatten bei Besuchern und Besucherinnen an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen sorgt, ist das Gefängnis im Inneren der Anlage. Es ist 1940 gebaut worden und wurde auch „der Bunker“ genannt.

Gedanken für den Tag 10.11.2018 zum Nachhören:

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„Wozu baut man ein Gefängnis in einem Gefängnis?“, fragen sich viele. Jemandem seine Bewegungsfreiheit zu nehmen, gehört zu den ernsthaftesten Strafen, die unser Rechtssystem verhängen kann. Doch welches Gewicht hat so eine Strafe in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager? Wie wichtig ist es für den einzelnen Menschen, Teil einer Gruppe zu sein?

Barbara Glück
ist Geschichts- und Politikwissenschaftlerin und Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Zusammenhalt fördern

Erst kürzlich hab ich mit einer Schulklasse an der Gedenkstätte darüber gesprochen. Die Jugendlichen haben diese Frage - für mich sehr überraschend - umgekehrt beantwortet. Einer der Schüler hat es so zusammengefasst: „Die Frage, die heute viel wichtiger für uns ist, ist: Wie dringend braucht die Gesellschaft die Partizipation des einzelnen Menschen? Eine Demokratie, eine pluralistische Gesellschaft, ist davon abhängig, dass so viele Menschen wie möglich ihren Input einbringen. Trotzdem grenzen wir tagtäglich Menschen aus unserer Gesellschaft aus, zu unserem eigenen Nachteil. Dabei gibt es auch keine Ausrede, denn es liegt immer in unserer alleinigen Hand zu entscheiden, wen wir ausschließen und wen nicht. Im Großen wie im Kleinen, ob in der Welt oder in unserer Klasse. Wir haben es tagtäglich in der Hand, ob wir Zusammenhalt fördern oder nicht.

Dann hat eine seiner Kolleginnen noch etwas hinzugefügt, das mich bis heute zum Nachdenken bringt: „Zusammenhalt ist nichts, was man einfordern kann, man muss ihn aktiv fördern und kann nur hoffen, dass er zurückkommt.“ Beinahe ohne Ausnahme hat ihr die Klasse zugestimmt, als sie noch gesagt hat: „Damit muss man bei den jüngsten Mitgliedern der Gesellschaft anfangen. Wenn man uns nicht fragt, was wir bedenkenswert finden, dann ist es fraglich, ob diese Gedenkkultur weiterlebt.“

Musik:

„Seele Russlands“ von Kurt Adametz
Label: ORF-Enterprise Musikverlag / ORF-E-CD0107