Neues Leben aus den Scherben

Über ein besonders Denkmal in Innsbruck, das an die Pogromnacht vor 80 Jahren erinnert, berichtet Olivier Dantine in den heutigen Morgengedanken.

Morgengedanken 10.11.2018 zum Nachhören:

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Der Morgen des 10. November vor 80 Jahren: In vielen Städten liegt Brandgeruch in der Luft, Glasscherben auf der Straße zeugen von der Gewalt der vergangenen Nacht. Menschen trauern um ihre ermordeten Angehörigen oder sind in großer Sorge um ihre verschleppten Freunde.

Olivier Dantine
ist Superintendent der evangelischen Kirche für Salzburg und Tirol

Zeichen der Hoffnung

In Innsbruck, der Stadt, in der ich seit sechs Jahren lebe, war diese Pogromnacht auf den 10. November 1938 im Verhältnis zur Größe der jüdischen Gemeinde besonders grausam. 4 Todesopfer – Josef Adler, Wilhelm Bauer, Richard Berger, Richard Graubart hatte die jüdische Gemeinde zu beklagen, viele andere wurden schwer verletzt und erholten sich ihr Leben lang nicht.

Vor über 20 Jahren wurde am Innsbrucker Landhausplatz auf Initiative des Jugendlandtages und nach Entwurf eines Schülers ein Denkmal zur Erinnerung an die Pogromnacht errichtet. Mich beeindruckt dieses Denkmal: Auf dem Sockel, an dem die Namen der ermordeten Menschen geschrieben sind, sieht man stilisiert Glasscherben, auf ihnen steht eine Menora, ein siebenarmiger Leuchter. Ich sehe darin die Aussage: Aus den Scherben heraus erwächst neues jüdisches Leben.

In Innsbruck ist wieder jüdisches Leben gewachsen. Eine kleine aber recht aktive Gemeinde belebt das religiöse Leben dieser Stadt. Ich freue mich darüber, denn diese Gemeinde ist Zeichen für die Hoffnung, dass letztlich das Leben siegt.