Über das gute und das schlechte Reden

Wie starten Sie in den Tag? Mit einem Kaffee? Einer Runde mit dem Hund? Bernhard Pelzl beginnt in dieser Woche seinen Tag jeweils mit einer Passage aus dem Evangelium.

Morgengedanken 11.11.2018 zum Nachhören:

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Es gibt Menschen, die jeden Tag in der Früh die Bibel aufschlagen und den ersten Vers, der ihnen ins Auge springt, zu ihrem Morgengedanken machen. Ich möchte das in dieser Woche auch tun.

Bernhard Pelzl
ist Professor für Medienwissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz und römisch-katholischer Diakon

Nur die halbe Wahrheit

Matthäus, Kapitel 15, Vers 11: „Nicht das, was in den Mund hineinkommt, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt“, sagt Jesus. Da kann Jesus ja nur meinen, was jemand sagt, kann ihn unrein machen: Lügen, Kränkungen, Schimpfwörter, Flüche, Spott. Menschen, die aufgefordert wurden, ihre Meinung offen zu sagen, machen die Erfahrung, dass es nicht so sehr darauf ankommt, was sie offen sagen, sondern, wie sie es sagen. Eigentlich macht jeder diese Erfahrung. Ich auch. Wenn es mir gelingt, mich ein bisschen zurückzunehmen, meine Laune meine Sache sein zu lassen und klare Worte finde, ohne abzuwerten, entsteht möglicherweise ein Gespräch, in dem es wirklich um die Sache geht, die dann eine gemeinsame Sache werden kann.

Aber ich denke, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Nicht nur der Ton, auch die Melodie machen die Musik. Die Melodie ist der Inhalt dessen, was man sagt. Vielleicht ist’s doch manchmal besser, den Mund zu halten und nur ein freundliches Gesicht zu machen.