Geschenke

Jeder ist seines Glückes Schmied – so lautet ein altes Sprichwort. Und es trifft zu – manchmal. In anderen Fällen geht es weit an der Realität vorbei.

Morgengedanken 15.11.2018 zum Nachhören:

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Ich nehme die Bibel wie jeden Tag, schlage irgendwo auf und lese den ersten Vers, der mir ins Auge springt, als Vorgabe für den Donnerstag heute: Lukas, Kapitel 6, Vers 36: „Seid barmherzig wie euer Vater barmherzig ist. Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden; verdammt nicht, und ihr werdet nicht verdammt werden; ... gebt, so wird euch gegeben werden.“

Bernhard Pelzl
ist Professor für Medienwissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz und römisch-katholischer Diakon

Geschenke haben keine Bedingungen

Bei diesem Vers fällt mir mein Freund ein, der mir erzählte, wie reich beschenkt er sei: Er und seine Familie seien halbwegs gesund, er habe eine angemessene Arbeit, er führe eine liebevolle Ehe, und die Kinder entwickelten sich gut. Das alles habe er sich nicht verdient, auch nicht, dass er in Österreich geboren worden sei – es hätte ja auch irgendwo in Afrika sein können. Deshalb schenkt er auch immer Bettlern und Bettlerinnen etwas. Es kümmert ihn nicht, ob sie Ausländer oder Einheimische sind, ob sie vielleicht organisiert sind oder nicht arbeiten wollen.

Er gibt ihnen ohne jede Bedingung. Denn, so sagt er, Geschenke haben keine Bedingungen. Er müsse ja niemandem was geben. Die Geschenke, die er bekommen hat, waren ja auch nicht mit Bedingungen verbunden, dass er etwas dafür tun hätte müssen. Er hat sie einfach bekommen. Mein Freund verwandelt den heutigen Bibelvers in ein Stück konkretes modernes Leben.