Über den Preis der Freiheit

Eine kleine Wohnung, ein unauffälliges Auto, abgenutzte Schuhe - damit setzt Papst Franziskus Zeichen: gegen das Luxusleben, für eine arme Kirche.

Morgengedanken 16.11.2018 zum Nachhören:

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Ich schlage die Bibel irgendwo auf, wie jeden Tag, und mein Blick fällt auf eine Gruppe von Versen, die die Geschichte von Jesus und dem reichen Jüngling erzählen.

Bernhard Pelzl
ist Professor für Medienwissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz und römisch-katholischer Diakon

Vollkommene Freiheit

Lukas, 18. Kapitel, Verse 18-23. Alle Gebote habe er von Jugend an brav befolgt, sagt der reiche Jüngling zu Jesus. Aber er wolle vollkommen werden. „Verkaufe alles, was du hast, teile es aus an die Armen. Dann komm und folge mir nach“, antwortet ihm Jesus. Das will der Jüngling aber nicht, und er geht traurig fort und bleibt lieber reich im irdischen Sinn. Ich kann mich mit dem Jüngling identifizieren. Nicht einmal als Diakon habe ich je daran gedacht, alles herzuschenken. Mein schönes Haus verkaufen? Womit sichere ich dann die Existenz meiner Familie, womit verwöhne ich dann meine Enkelkinder?

Dabei weiß ich, dass Jesus Recht hat. Vollkommen sein heißt auch vollkommen frei sein. Und vollkommen frei sein, heißt keine Angst mehr davor zu haben, etwas zu verlieren, auch nicht das Leben, denn nichts ist so sicher als dass das Leben einmal vorbei ist. Das ist die vollkommene Freiheit. Mönche müssten diese Freiheit haben. Das ist der Preis der vollkommenen Freiheit und der Vollkommenheit. Aber: Vollkommenheit hin oder her, dieser Preis ist mir zu hoch.