Ohne Wagnis keine Entwicklung

Ohne Wagnis keine Entwicklung, sagt Engelbert Guggenberger. Er kennt diese Erfahrung aus seinem Leben als Bergsteiger, wie er in den Morgengedanken verrät.

Morgengedanken 22.11.2018 zum Nachhören:

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Oft werde ich gefragt, ob denn das alpine Klettern nicht sehr gefährlich sei. Ich muss dann zugeben, trotz aller Sicherungsmöglichkeiten stellt es immer auch ein Wagnis dar. Doch ein Blick auf das Leben zeigt: Ohne Wagnis keine Entwicklung.

Engelbert Guggenberger
ist Administrator der katholischen Diözese Gurk-Klagenfurt

Ein neuer Mensch

Schon die Lernschritte des Kindes sind mit Wagnis verbunden. Das Kind, das es wegen des Risikos zu fallen nicht wagen würde, sich aufzurichten, könnte nie gehen lernen. Wer sich entwickeln will, muss etwas wagen. Jede Entscheidung dazu braucht Mut. Sie befördert aber auch Lebensqualität. Wagnisbereite Kinder müssen bisweilen Verletzungsopfer bringen. Sie entwickeln sich dafür jedoch auch schneller als ängstliche.

Wagen heißt wachsen wollen. Indem der Wagende eine Angst überwindet, die ihn vorher blockierte, indem er etwas leistet, was er vorher nicht konnte, wächst er über sich hinaus und gebiert sich selbst als neuen Menschen. Ich erinnere mich heute noch an das unbändige Glücksgefühl, das mich erfüllte, nachdem ich die Diretissima in der Nordwand der Großen Zinne geklettert bin, die Via Hasse-Brandler, die vom Wandfuß über alle Überhänge und Dächer kerzengerade auf den Gipfel führt.