Heilsame Schritte

Vielleicht haben Sie es ja rund um Weihnachten selbst erlebt – nicht immer ist der Umgang innerhalb der Familie einfach. Immer wieder gibt es da schwierige Situationen. Wie damit umgehen?

Morgengedanken 16.1.2019 zum Nachhören:

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„Ich schäme mich“, sagte mir kürzlich ein gestandener Mann. Er erzählte mir von einem Verwandten, der sehr schwer erkrankt ist. Überraschend hat er diesen Kranken bei einer Veranstaltung gesehen. „Weil ich unsicher war, wie ich ihm begegnen soll, habe ich ihn noch nie besucht… Dafür schäme ich mich“.

P. Clemens M. Reischl OSB
ist Pfarrer von Mautern, Moderator von Arnsdorf und Rossatz in Niederösterreich

Schwiegermutter des Petrus

Mich hat dieses Eingeständnis berührt. Da spricht ein Mann aus, was er als Schwäche bei sich verspürt. Gerade dadurch gewinnt er Stärke und kann etwas verändern. Ich bin überzeugt, demnächst holt er den fälligen Besuch nach. Viele Lebenssituationen bringen mich in Berührung mit unangenehmen Dingen. Aber gerade da passiert das Leben. Eine plötzliche Erkrankung löst in der Umgebung Betroffenheit aus. Auf einmal kommt Bewegung in eine Familie, alle rücken zusammen und erleben: Wie gut, dass wir uns haben!

In vielen Bibelstellen spiegeln sich solche Ereignisse. Im Tagesevangelium nach Markus geht es heute um die Schwiegermutter des Petrus. Jesus hört von ihrer Erkrankung. Er lässt ihr nicht einfach nur einen Gruß ausrichten, sondern handelt. Markus schreibt dazu: „Er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf.“ (Mk, 1,31) Für mich ist das eine Ermutigung: Nicht ausweichen, sondern – mit einem guten Gespür – hingehen. Das sind heilsame Schritte.