Nimm Dein Bett und geh

Wenn wir aufstehen, dann spielen wir das nach, was uns die Naturwissenschaftler immer wieder zu erklären versuchen. Den aufrechten Gang – das große Projekt der Evolution.

Gedanken für den Tag 28.1.2019 zum Nachhören:

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Dieser aufrechte Gang unterscheidet uns von den Kröten und den Krokodilen und macht uns zu denkenden Säugetieren. Wir wissen zwar nicht, was eine Kröte denkt, wir aber denken – und wir denken auch über die Kröten nach, wir können das – weil wir vor abertausenden Jahren aufgestanden sind. So wie wir jetzt, hier und heute, aufstehen.

Herbert Maurer
ist Schriftsteller und Übersetzer

Mut zum aufrechten Gang

Einer unserer Vorfahren, Jesus Christus, in den Augen gläubiger Christen Gottes Sohn, hat all das in die sehr schlichten Worte gefasst: „Steh auf, nimm dein Bett und geh“. Das sagte er in Jerusalem beim Schaftor, bei einem Teich, der heißt auf Hebräisch Betesda. Und er hat es zu einem Kranken gesagt. Sind alle die, die liegen, krank? Ist das Aufstehen eine Art Heilung? Niemand würde sagen, dass zum Beispiel Krokodile, die im Gegensatz zu uns ja nicht aufrecht gehen können, krank sind. Für uns, die wir unsere Evolution hinter uns haben, scheint aber klar zu sein: Wer zu lange liegt oder nicht aufstehen will oder kann, der ist krank.

Das hat nichts mit dem „gesunden Schlaf“ zu tun – immerhin können wir da auch träumen. Dann heißt es ja auch: „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“. Und dennoch: aufstehen, denken, Menschsein, der Mut zum aufrechten Gang - All das gehört zusammen. Evolution hin oder her, Jesus Christus, Krokodile und Kröten hin oder her. Uns bleibt der Mut zum aufrechten Gang.

Musik:

Saint Louis Symphony Orchestra unter der Leitung von Leonard Slatkin: „Morning on the Ranch 1. Satz“ aus: The Red Pony / Gabilan, mein bester Freund - Suite aus der Filmmusik von Aaron Copland
Label: RCA Victor 09026616992