„Löwinnen unterm Halbmond“

Frauenbewegungen in der islamischen Welt

Im Jahr 1919 durften Frauen in Österreich zum ersten Mal wählen, vorangegangen waren Jahrzehnte des Kampfes und des Engagements der Aktivist/innen der ersten Welle der Frauenbewegung. Ihre Wurzeln hat diese in Westeuropa und in den USA. Dass sich etwa zeitgleich im arabischen Raum, dort vor allem in Ägypten, und auch im Iran Frauen (und Männer) verstärkt formierten, um sich für gleiche Rechte im Islam und in der Gesellschaft einzusetzen, ist im sogenannten Westen kaum bekannt und rezipiert.

Internationaler Frauentag am 8. März

So forderte die iranische Dichterin und Märtyrerin des Babismus, Qurrat al-ʿAin (1814 – 1852), als erste moderne Frau eine Neuauslegung des Koran. Kurz bevor sie hingerichtet wurde, sprach sie sich noch für die Gleichberechtigung von Frauen aus. Die ägyptische Frauenrechtlerin Huda Shaarawi (1879 – 1947) riss sich, nachdem sie von einem Kongress der internationalen Frauenbewegung nach Ägypten zurückgekehrt war, beim Aussteigen aus dem Zug in Kairo 1923 öffentlichkeitswirksam den Schleier vom Kopf. Von den ägyptischen Frauen, die sie erwartet hatten, wurde sie bejubelt, in der Presse löste sie damit ein enormes Echo aus. Ihre Landsfrau Nawal El Saadawi wurde später zur Stimme des Feminismus in der arabischen Welt. Die 87-jährige Ärztin, Schriftstellerin und Menschenrechtlerin mit den langen, weißen Zöpfen ist in den vergangenen Jahrzehnten mit zahlreichen Preisen und Ehrendoktorwürden für ihr Engagement ausgezeichnet worden – radikale Islamisten haben sie dafür auf die Todesliste gesetzt.

Tao
Samstag, 2.3.2019, 19.05 Uhr, Ö1

Doch sie ist nicht die letzte Löwin der islamischen Welt. Muslimische Feministinnen haben 2008 das erste arabische Webfrauenradio gegründet: „Banatwabass - Girls only“. Das erste Statement der Gründerin on-air: „Mein Name ist Amani El Tunsi, ich bin 24 Jahre alt und ich habe ein Problem mit dieser Gesellschaft.“ Mittlerweile soll der Sender bereits fünf Millionen Abonnentinnen im gesamten arabischen Raum haben, Themen wie Selbstbestimmung und sexuelle Gewalt gegen Frauen werden verhandelt.

Welche Rolle spielen also heute säkulare und welche religiös-inspirierte Frauenbewegungen in islamisch geprägten Ländern? Wie viel ist von den feministischen Initiativen des 19. und 20. Jahrhunderts heute noch übrig? Wie stark sind ihre Proponent/innen in Europa und in Österreich? Im Vorfeld des Internationalen Frauentages am 8. März gehen diesen und anderen Fragen muslimische Aktivist/innen, Historiker/innen, Theolog/innen sowie Religionswissenschaftler/innen nach.

Gestaltung: Kerstin Tretina

Tao 2.3.2019 zum Nachhören (bis 1.3.2020):

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