Akt der Freundschaft

Sie gehören wohl zum wichtigsten im Leben: gute Freunde. Doch woran erkennt man sie? Daran, dass man immer einer Meinung ist mit ihnen, dass sie einem Komplimente machen?

Morgengedanken 11.2.2019 zum Nachhören:

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Wir erfahren es immer wieder, dass uns oft zufällige Begegnungen und Beobachtungen tiefste Erlebnisse und Erkenntnisse schenken.

Josef Kopeinig
ist katholischer Pfarrer und Leiter des Bildungshauses Sodalitas in Tainach in Kärnten

Kleine Schritte im Gleichklang

Als ich Jugendkaplan war, machte ich mit einer Gruppe eine Bergtour. Die Jugend war natürlich schneller als ich, da ich doch mehr an Körpergewicht zu schleppen hatte. Das merkte einer der Jungen und blieb bewusst zurück, um mir beim Aufstieg stille Gefolgschaft zu leisten. Er war ein Sportlertyp und hätte leicht der Gipfelsieger sein können. Aber es ging ihm nicht um den Gipfelsieg und nicht um den ersten Platz, sondern ihm war der Platz neben und hinter mir wichtiger. Ich habe seine stille und bezeugte Rücksicht innerlich sehr gespürt und war ihm dafür sehr dankbar. Das habe ich ihm damals noch nicht gesagt, sondern es lange Zeit als Geheimnis im Herzen gehütet.

Als er auch Priester wurde, habe ich ihm dieses Bergerlebnis anvertraut und ihm gesagt, wie sehr ich ihn damals kennen und schätzen gelernt habe. Seine erwiesene Sensibilität habe ich damals als Anfang tiefer Freundschaft erlebt und bin ihm dafür noch heute in freundschaftlicher Verbundenheit dankbar. Freunde gehen nicht vor uns, sondern neben uns. Freundschaft braucht nicht viele Worte, sondern kleine Schritte im Gleichklang der Seele.