Hildegard von Bingen
Gedanken für den Tag 21.2.2019 zum Nachhören:
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Zum Lachen brachte mich ein Freund, der mit dem begehrten „Hildegard von Bingen-Preis“ in Deutschland geehrt wurde. Der Publizist Henryk Broder. Er schreibt böse, respektlos, witzig aber genial. Sein Publikum war schockiert und ich glaube, er selbst war am meisten überrascht, weil er, ein Jude, der sich als Agnostiker bezeichnet, mit dem Preis der heiligen Frau ausgezeichnet wurde.
Topsy Küppers
ist Schauspielerin und Autorin
Kartoffel sind giftig
Bei seiner Dankesrede in Deutschland sagte er: „Ich selbst wäre nie auf die Idee gekommen, mich mit Hildegard von Bingen zu vergleichen, von der ich nur wusste, dass sie sich mit etwas beschäftigte, was man heute alternative Medizin nennen würde. Das einzige, was mich mit ihr verbindet, sind Visionen. Wobei ihre von ganz anderer Art waren als meine.“ Und dann zählte Henryk Broder seine Visionen auf: „Sachertortenschnitten, Topfenknödel, Marillenpalatschinken und so weiter und so weiter“. Etwas ratlos hörte das Publikum bei der Preisverleihung in Deutschland die Aufzählung der österreichischen Köstlichkeiten.
Aber Hildegard von Bingen wird geschmunzelt haben. Denn, wie man liest, war sie selbst kein Kind von Traurigkeit und sie war auch eine begnadete Heilerin. Wenn sie schrieb: „Erst kommt das Wort, dann die Pflanze, erst zuletzt das Messer.“ Ja, heute erleben wir es zumeist umgekehrt. Eine lange Liste von heilenden Pflanzen beschrieb Hildegard von Bingen und eine ebenso lange von schädlichen giftigen.
Und da stutze ich. Ich liebe Kartoffeln, ich esse sie dreimal wöchentlich, mindestens. Und sie soll gesagt haben: „Kartoffel sind giftig“? Ha! Ich google. Und was steht da? Die Kartoffel kam 1630 nach Deutschland. Das heilige Hildchen starb aber 1179. Also, wenn ich richtig gerechnet habe, 451 Jahre bevor die Deutschen die Kartoffeln kennenlernten. Womit wir wieder einmal gelernt haben: „Man soll nicht alles glauben, was in Biografien steht!“
Buchhinweis:
Topsy Küppers, „Die Brüder Saphir“, Verlag Der Apfel
Musik:
Jazzensemble: „Piece of cake / Cakewalk - mid tempo“ von Andy Quin
Label: Selected Sound DWJAZZ 01