Liebe ist das größte Werk

In den Wüsten Ägyptens schafften Mönche im 4. und 5. Jahrhundert eine Art Kontrastgesellschaft. Sie sind ausgezogen, um dort in Askese zu leben und sich ganz auf Gott zu konzentrieren.

Morgengedanken 17.2.2019 zum Nachhören:

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Bei der Beschäftigung mit den Mönchen der frühen Kirche kann es sein, dass wir dabei vor allem das Außergewöhnliche suchen. Ins Auge springt ja das Spektakuläre, das noch nie Gehörte. Doch die Wüstenväter wollten einfach dem Evangelium gemäß leben. Deshalb finden wir auch ganz viele Zeugnisse, die von der Nächstenliebe sprechen.

Pater Bernhard Eckerstorfer
ist Benediktiner und Novizenmeister im Stift Kremsmünster

Den Nächsten höher schätzen als sich selbst

Die Mönche lasen Verletzte vom Wegrand auf, kümmerten sich um Aussätzige, begruben die Toten. Der Mönch Palladius ermahnte die Brüder angesichts von Spaltungen in der Kirche: „Das kommt daher, dass wir Gott und den Nächsten nicht genug lieben.“ (AP 1035) Abbas Matoe sprach im Hinblick auf Altvater Johannes: „Das ist die Vollendung, wenn einer den Nächsten höher schätzt als sich selber.“ (AP 519) Die Liebe zeigt sich besonders im Umgang mit Fremden und Kranken. Der heilige Makarios besuchte einmal einen kranken Einsiedler und fragte, was er brauche. Dieser sagte: „Ich hätte gerne eine Pastille aus Alexandrien.“ Makarios zögerte keinen Augenblick und ging den weiten Weg in diese große Stadt, um dem Geplagten das Gewünschte zu besorgen. (AP 461)

Die Wüstenväter wussten: Die Liebe wirklich umzusetzen ist das größte Werk, das unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen sollte. Und Gelegenheit dazu haben wir jeden Tag, immer wieder aufs Neue.