Kontrastgesellschaft

Nicht immer gelingt es Menschen, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Eine mögliche Art, darauf zu reagieren, ist Zurückhaltung.

Morgengedanken 20.2.2019 zum Nachhören:

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Die Mönche des 4. und 5. Jahrhunderts schafften in den Wüsten Ägyptens eine Kontrastgesellschaft, die sie berühmt machte. Diese Asketen waren in die Wüste ausgezogen, um sich ganz auf Christus zu konzentrieren. Bei ihnen können wir sehen: Eine friedvolle Welt beginnt mit einem friedlichen Herzen. Gerade in der Einsamkeit stiegen in ihnen aber auch Groll und Zorn hoch, Gefühle, die sich im Gesichtsausdruck, in Worten und in Taten äußern. Diese fatalen Reaktionen wollten sie durch den steten Blick auf ihr Inneres unterbinden.

Pater Bernhard Eckerstorfer
ist Benediktiner und Novizenmeister im Stift Kremsmünster

Weise Zurückhaltung

So wird erzählt: Während einer Versammlung stellten die Brüder Vater Mose auf die Probe und behandelten ihn wie ein Nichts. Sie spotteten: „Wozu kommt denn dieser Äthiopier in unsere Mitte?“ Der hörte es und schwieg. Nach der Versammlung fragten sie ihn: „Vater, hast du dich nicht aufgeregt?“ Er antwortete: „Ja, ich habe mich geärgert, aber ich bemühte mich, nichts zu sagen.“ (AP 497)

Diese Geschichte ist wohltuend für unsere Welt, in der erwartet wird, sich zu behaupten und die eigenen Vorstellungen mit allen Mitteln zu verfolgen. Ist es wirklich immer eine Tugend, nichts auf sich sitzen zu lassen und die eigenen Gefühle als absoluten Maßstab zu nehmen? Ich glaube, da tut uns das Vorbild von Altvater Mose gut. Wo will ich heute diese weise Zurückhaltung üben?