„Das Feuer weitertragen“

Zarathustras Erben in Aserbaidschan: Am Mittwoch, den 20. März 2019, beginnt das Nowruz (auch Nouruz, Novruz, Nohruz)-Fest in Aserbaidschan.

Das traditionelle Frühlingsfest und „Neujahrsfest“ hat auch in Afghanistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Kasachstan und vor allem im Iran eine hohe religiös-kulturelle Bedeutung. In Aserbaidschan wird Nowruz seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 als offizieller Feiertag begangen.

Tao
Samstag, 16.3.2019, 19.05 Uhr, Ö1

Der Ursprung des Festes liegt im Zoroastrismus, einer der ältesten noch existierenden religiösen Traditionen der Welt. Die monotheistische Religion wurde der Überlieferung nach von dem iranischen Priester und Philosophen Zarathustra (wahrscheinlich rund um 600 v.Chr.) begründet, der der Legende nach in Aserbaidschan geboren wurde. Zarathustra soll den Glauben an den Gott Ahura Mazda gelehrt haben, der die Welt erschaffen hat. Seine Schöpfung gilt Zarathustra als gut – sie ringt jedoch immer mit den bösen Mächten, den Angra Mainyu.

Fest mit identitätsstiftendem Charakter

Wesentlich im zoroastrischen Glauben sind die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer. Dem Feuer kommt eine besondere Bedeutung zu: Es gilt als Mittel der Reinigung von allen Sünden. Dass auf der aserbaidschanischen Halbinsel Abscheron, im Bereich der heutigen Hauptstadt Baku, jahrhundertelang zahlreiche Feuer aus Felsspalten hervorschlugen, galt den Zoroastriern als Zeichen Gottes und machte Abscheron zu einem der Zentren des Zoroastrismus. Mit dem heute noch bestehenden Feuertempel von Ateshgah, auf den es in armenischen Quellen bereits im 7. Jh. Hinweise gibt, entstand bereits im Frühmittelalter eine wichtige religiöse Pilgerstätte des Zoroastrismus. Dort wurden Ahura Mazda Opfer dargebracht und Feuerrituale abgehalten. In Ateshgah brannten sieben große Feuer, die durch das entweichende natürliche Erdgas entstanden. Sie sind durch die intensive Ölförderung längst erloschen.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, in der religiöse Rituale verboten waren, bekennen sich heute wieder viele Menschen in Aserbaidschan zu der alten Religion. Das Frühlingsfest Nowruz ist ein nationales Fest mit identitätsstiftendem Charakter. Sabine Nikolay hat für „TAO“ Zoroastrier/innen in Aserbaidschan und den Feuertempel Ateshgah besucht. Ihre Reportage gibt einen Einblick in die mythenumwobene Tradition Zarathustras und in heutige Bräuche, beispielsweise rund um das Frühlings- und Neujahrsfest, in dem Land am kaspischen Meer.

Gestaltung: Sabine Nikolay

Tao 16.3.2019 zum Nachhören (bis 15.3.2020):

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