Riskantes Gebet

Es wirkt ja vielleicht etwas hilflos und naiv: in einer schwierigen Lebenssituation einmal nicht zu machen – sondern zu beten.

Morgengedanken 27.2.2019 zum Nachhören:

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Gebete sind riskant. Das ahnte wohl schon der Pharao zu Mose’s Zeit. Das 2. Buch Mose erzählt, wie Mose und Aaron zum Pharao gehen und ihn bitten: Lass unser Volk in die Wüste ziehen, um dort zu beten. Entsetzt schmettert der Pharao die Bitte ab - und nicht nur das: er Erschwert die Arbeit der Israeliten, damit sie diese Idee bloß nicht weiter verfolgen.

Stefan Schröckenfuchs
ist Superintendent der evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich

Warum diese Panik?

Eine Antwort auf diese Frage finde ich in der Geschichte meiner eigenen Kirche. Im frühen 18. Jahrhundert predigt der Methodist John Wesley v.a. unter den Arbeitern in Bergwerken und Fabriken. Wesley ist nicht nur ein charismatischer Prediger, er ist auch ein großer Organisator. Und so organisiert er die ersten Methodisten in „Klassen“ von 10 - 12 Personen. Wöchentlich treffen sich diese, um miteinander zu beten und über den Glauben zu reden. Nach und nach erkennen die einfachen Leute: Ich bin etwas wert; ich bin nicht allein; und ich bin niemandes Knecht.

Es ist die Zeit, in der auch Gewerkschaften und Arbeiterparteien entstehen: Arbeiter, die sich organisieren, um gegen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Viele von ihnen sind: Methodisten - gestärkt durch das gemeinsame Gebet. Ob schon der Pharao ahnte, welches Risiko es birgt, seine Sklaven beten zu lassen?