Wenn nichts mehr geht

Da kann man nur noch beten – so sagen viele, auch gar nicht so fromme Leute. Dann, wenn aus menschlicher Sicht eigentlich nichts mehr gemacht werden kann.

Morgengedanken 28.2.2019 zum Nachhören:

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Beten ist riskant. Es birgt das Risiko, enttäuscht zu werden. Man bittet um etwas, und die Bitte wird nicht erfüllt. Auch ich habe diese Erfahrung gemacht, als ein Mensch, der mir sehr nahe war, krank wurde. Oft haben wir um Heilung gebetet. Doch die Krankheit wurde schlimmer, und sie starb. Was blieb waren Trauer und Schmerz. Und dazu die quälende Frage: Konnte Gott nicht helfen? Oder wollte er nicht? Wenn er allmächtig ist, warum hilft er nicht? Wenn er nicht allmächtig ist, wofür braucht es Gott dann?

Stefan Schröckenfuchs
ist Superintendent der evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich

Mitfühlender Gott

Den Glauben an den „allmächtigen“ Gott, der nach Belieben ins Weltgeschehen eingreifen könnte, habe ich inzwischen tatsächlich verloren. Gewachsen ist dafür mein Glaube an einen liebenden Gott. Der Glaube an einen Gott, der mit mir fühlt. Wenn ich fröhlich bin, freut er sich mit. Und wenn es mir elend geht, leidet er mit mir. Ohnmacht und Leiden sind meinem Gott nicht fremd. Als Christus am Kreuz hat er diese Ohnmacht selbst durchlebt. Und seine Arme am Kreuz sind wie zu einer Umarmung ausgestreckt, damit ich mich in der Not darin berge.

Gott fühlt mit mir mit. Ob mich dieses Vertrauen auch an jenem Tag tragen wird, an dem ich mit meinem eigenen Tod ringen werde? Wissen kann ich das nicht. Heute aber fühle ich mich in der Gemeinschaft eines mitfühlenden Gottes geborgener als im Glauben an einen - theoretisch - allmächtigen Gott.