Simone de Beauvoir

Zum Internationalen Frauentag: Den Parnass hat sie sich mehr als verdient. Ich besuche heute, am internationalen Frauentag, Simone de Beauvoir am Friedhof Montparnasse in Paris, wo sie an der Seite ihres Mannes, dem Philosophen Jean Paul Sartre, begraben ist.

Ganz in der Nähe hat diese bedeutende französische Intellektuelle, Schriftstellerin, Philosophin, politische Aktivistin und Feministin, gelebt.

„Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch zu sein wie kein anderer“, schrieb Simone de Beauvoir – sie wollte alles vom Leben – sie wollte “eine Frau oder auch ein Mann sein“, wie sie schrieb; und hat kaum wie eine andere gelebt und die eigene sowie nachfolgende Generationen fasziniert und inspiriert.

Gabriele Seethaler
ist Fotokünstlerin und Biochemikerin

Erkennen und Schreiben

Die Gleichstellung und Selbstbestimmtheit der Frau in einer männlich dominierten Gesellschaft waren ihr Hauptanliegen. Ihr bahnbrechendes Buch “Das andere Geschlecht”, wo sie gesellschaftliche Machtstrukturen analysiert und sich radikal und umfassend dem Thema Frausein widmet, gilt als eines der einflussreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts. Als es 1949 erschien, löste es einen Skandal aus in Frankreich. “Man wird nicht als Frau geboren, man wird dazu gemacht” – dieser berühmte Satz findet sich in diesem Buch, das die Unterdrückung der Frau thematisiert und für die neue Frauenbewegung neue Grundlagen schuf.

Simone de Beauvoir hat zeitlebens an ihrem Grundsatz „Erkennen und Schreiben“ festgehalten – hat sich politisch engagiert und mutig klar Stellung bezogen, wie etwa im Algerienkrieg, Nie hat sie sich politisch oder sonst wie vereinnahmen lassen, sondern dort gehandelt, wo die Freiheit zu erkämpfen war.

Ich stelle mir vor, wie sie über die Passerelle Simone de Beauvoir prominiert; 2006 eröffnet - vom österreichischen Architekten Dietmar Feichtinger entworfen. Ich glaube, sie hätte ihr gefallen, diese Fußgängerbrücke über die Seine, wo sich zwei ellipsenförmige Ebenen so kunstvoll ineinander verzahnen.

Musik:

Stéphane Kerecki Quartet: „Julie et l’écharpe“ aus dem Film „La Mariée était en noir“ / „Die Braut trug schwarz“ von Bernard Herrmann, arrangiert von Stéphane Kerecki
Label: Outnote OTN021 / Harmonia Mundi