Ein Wald voller Erinnerung

Themen: Goldenes Verdienstzeichen für Waltraud Barton; Bräuche und Speisen zur Fasten- und Osterzeit; Theaterstück über Queer People im Islam; Bibelessay von Gerhard Langer

Ein Wald voller Erinnerung – Ehrung für Waltraud Barton, Initiatorin der Gedenkstätte in Maly Trostinec

Im weißrussischen Ort Maly Trostinec bei Minsk sind während des Zweiten Weltkrieges Tausende Jüdinnen und Juden aus Wien von den Nationalsozialisten ermordet worden - erschossen oder vergast. Der Vernichtungsort und die Schicksale von den vielen, denen dort das Leben genommen wurde, sind in Österreich immer noch wenig bekannt.

Lebenskunst
Sonntag, 10.3.2019, 7.05 Uhr, Ö1

Lange war es ein Massengrab im Wald ohne Grabstein. Erst Ende März dieses Jahres wird dort ein österreichisches Denkmal - oder Grabmal - eingeweiht. Den Anstoß dafür und für alles, was in Maly Trostinec an Gedenkarbeit bisher geleistet wurde, hat die Privatinitiative der Wiener Kulturmanagerin, Schauspielerin und Mediatorin Waltraud Barton gegeben. Kürzlich ist sie dafür im Wiener Rathaus von der Republik Österreich mit dem Goldenen Verdienstzeichen geehrt worden.

„Sie hat jenen Schreckensbezirk wiederentdeckt und bekannt gemacht, in dem die meisten österreichischen Jüdinnen und Juden im Zuge der Shoah ermordet wurden“, sagt der Laudator André Heller bei der Ehrung. Waltraud Barton hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Toten ihre Namen zurückzugeben - indem sie Schilder mit den Namen der Ermordeten im Wald von Maly Trostinec aufgehängt hat. Kerstin Tretina berichtet von der Verleihung des Verdienstzeichens und von der außergewöhnlichen Erinnerungs- und Gedenkarbeit der bekennenden evangelischen Christin mit jüdischen Wurzeln Waltraud Barton in Maly Trostinec.

Fastenbier und Palmkätzchen – Über Bräuche und Speisen zur Fasten- und Osterzeit

Mit dem Aschermittwoch hat in der Westkirche die 40-tägige vorösterliche Fasten- oder Passionszeit begonnen. 40 Tage sind es deshalb, weil die Sonntage der Wochen auf Ostern hin nicht mitgezählt werden.

Fasten bedeutet nicht unbedingt, nur auf bestimmte Nahrungsmittel oder auf bestimmte Mengen an Nahrungsmitteln zu verzichten, es bedeutet im übertragenen Sinne auch, Platz zu machen für das Wesentliche. Für katholische Christinnen und Christen sind mit der Fastenzeit auch Fastenpflichten verbunden, für Angehörige der evangelisch-lutherischen und reformierten Kirchen ist Verzicht ein Angebot, kein Gebot. Das bewusste Reduzieren schlägt sich auch in zahlreichen Bräuchen nieder, wie etwa jenem der Fastenbrezen, die kulinarisch gewissermaßen die Faschingskrapfen ablösen. Warum aber etwa Bier in der Fastenzeit nicht nur getrunken werden darf, obwohl es Alkohol enthält, sondern sogar extra dafür gebraut wird - darüber und über andere Bräuche bis in die Osterzeit hinein hat Judith Fürst mit dem Volkskundler Reinhard Kriechbaum gesprochen.

Queer People im Islam – Theaterstück “He She Me” von Amahl Khouri

Anders sein, etwas seltsam vielleicht, verschroben. Das wird mit dem englischen Begriff „queer“ umrissen. Vielfach wird queer auch für homosexuelle, bisexuelle und transgender Personen verwendet – für Menschen, deren Liebesleben bzw. Geschlechtsidentität nicht der gängigen gesellschaftlichen Norm entspricht. Auch in den reichen Industrienationen haben sie es immer noch nicht leicht, erleben sie Diskriminierung ebenso wie Spott und Gewalt bis hin zum Mord. Wie es den sogenannten Queer People in der islamisch geprägten Welt geht, darüber weiß man kaum etwas. Ein Tabuthema – das auch seine religiösen Implikationen hat. Im Wiener Kosmos Theater läuft derzeit die szenische Welt-Uraufführung des Stückes „She He Me“ von Amahl Khouri. Die aus Jordanien stammende Theatermacherin setzt sich darin, aufbauend auf zahlreiche Interviews, mit genau diesen Inhalten auseinander. Collageartig werden da Schlüsselerfahrungen nachgezeichnet und zentrale Gedankengänge hörbar gemacht. Brigitte Krautgartner war im Theater – und hat auch mit der Autorin gesprochen.

Jesus und der Teufel – Bibelessay zu Lukas 4, 1 - 13

Am Aschermittwoch – heuer der 6. März - hat die Fastenzeit begonnen. 40 Tage lang, die Sonntage ausgenommen, gilt vor Ostern die Devise: Weniger ist mehr. Von einem vierzigtägigen Fasten in der Wüste berichtet auch das Sonntagsevangelium, das am ersten Fastensonntag in den katholischen Kirchen gelesen wird. Wobei 40 eine symbolträchtige Zahl ist – sie steht für den Zeitraum einer Erprobung, an dessen Ende Gutes oder Böses ans Licht kommt. Gedanken dazu in einem Bibelessay, gestaltet vom katholischen Theologen und Judaisten Gerhard Langer.

Bibelessay zu Lukas 4, 1 – 13

Moderation: Martin Gross

Lebenskunst 10.3.2019 zum Nachhören (bis 9.3.2020):

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