Für ein gutes Leben mit Demenz

Irgendwann werde ich noch meinen Kopf vergessen – so sagen manche im Scherz, wenn ihnen irgend etwas Wichtiges entfallen ist. Und die anderen lachen dann meistens dazu. Nicht mehr zum Lachen ist es, wenn es tatsächlich um Demenz geht – die Krankheit des Vergessens.

Morgengedanken 24.3.2019 zum Nachhören (bis 23.3.2020):

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„Wenn ich über all das schreibe, wird mir bewusst, wie anders mein Leben heute ist“, schreibt Helga Rohra über ihr Leben mit Demenz. „Und ich spüre eine unendliche Wehmut, aber zugleich auch Stolz. Ich bin trotzdem ich geblieben, mit und ohne Demenz!“

Maria Katharina Moser
ist evangelische Theologin und Direktorin der Diakonie

Das Ich bleibt

Das Bild, das sich unsere Gesellschaft von Demenz macht, ist negativ. Das zeigt sich schon im Wort: De-menz heißt Verlust der mens – der Seele, des Geistes, des Verstandes. Demenz gilt als Persönlichkeitsverlust, die Menschen, die mit dieser Krankheit leben, als „Schatten ihres früheren Selbst“.

Menschen mit Demenz verlieren ihre Persönlichkeit nicht. Jeder Mensch ist Geschöpf Gottes, eine einmalige Person, ob mit oder ohne Demenz. Die Person ist mehr als ihre geistigen Fähigkeiten. Nicht nur „cogito ergo sum – ich denke, also bin ich“, sondern: Ich schmecke, also bin ich. Ich rieche, fühle, lebe in Beziehungen, also bin ich. Unser Gedächtnis ist auch Leibgedächtnis – das, was uns in Fleisch und Blut übergegangen ist: vertraute Wege, Orte, Geschmäcker, Gerüche, Klänge, Lieder, Gebete und Rituale.

Wenn Menschen mit Demenz leben, schwindet vieles. Aber das Ich bleibt. Für ein gutes Leben mit Demenz.