Entscheidendes bleibt bestehen

Menschen verwechseln, nicht genau wissen, wo man ist, wie alt man selbst ist oder wen man vor sich hat. Das sind Kennzeichen von Demenz, der Krankheit des Vergessens. Aber auch wenn vieles vergessen wird – Entscheidendes bleibt bestehen.

Morgengedanken 30.3.2019 zum Nachhören (bis 29.3.2020):

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Ludwig will seiner Großmutter nur schnell die frisch gewaschene Wäsche im Pflegeheim vorbeibringen. Er ist erleichtert, dass sie nicht im Zimmer ist und er die Sachen einfach dalassen kann. Die Großmutter spricht ihn immer mit Franzl an. Das irritiert und verunsichert Ludwig. Franzl war die Jugendliebe seiner Großmutter. Ludwig weiß nicht, wie er reagieren soll. Also geht er solchen Situationen aus dem Weg.

Maria Katharina Moser
ist evangelische Theologin und Direktorin der Diakonie

Vertrauen bleibt

Menschen, die mit Demenz leben, nehmen wahr, wenn Angehörige auf Distanz gehen. Oft leiden sie darunter. Vertraute Stimmen zu hören, vertraute Hände zu spüren, vertraute Gesichter zu sehen, vertraute Geschichten erzählt zu bekommen – all das schafft Geborgenheit und Vertrauen.

Ein Mensch mit Demenz nimmt eine vertraute Person durchaus wahr – auch wenn er ihren Namen oder ihre Rolle nicht mehr kennt. Die Großmutter kann Ludwig nicht in der richtigen Rolle wahrnehmen – sie nimmt ihn wahr als einen Vertrauten. Sie kennt Ludwig zwar nicht mehr beim Namen, aber in einem tieferen Sinn kennt sie ihn.

Wenn Menschen mit Demenz leben, schwindet vieles. Aber die Vertrautheit und Vertrauen bleiben. Für ein gutes Leben mit Demenz.