Versprechen und Vergeben

Als Ehemann, Familienvater, Arzt und Krankenhausseelsorger habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen bis zum Sterbebett an gebrochenen Versprechen und nicht vollzogenem Verzeihen leiden.

Gedanken für den Tag 25.3.2019 zum Nachhören (bis 24.3.2020):

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Versprechen und Verzeihen zählen zu den wichtigsten Elementen des Zusammenlebens. Ohne Versprechen, also ohne Aussagen und Zusagen, auf die man sich verlassen kann, und ohne den Willen, einander zu vergeben, also dem Verzeihen, ist eine Gemeinschaft nicht möglich. Versprechen und Verzeihen gewährleisten den Zusammenhalt einer Gemeinschaft.

Georg Simbruner
ist Theologe, Krankenhausseelsorger und emeritierter Professor für Kinderheilkunde und Neonatologie

Es braucht ein Gegenüber

Im Versprechen muss schon die Möglichkeit des Verzeihens vorausgesetzt werden, sonst wäre das Versprechen bei den Schwächen, die man hat und den Fehlern, die man macht, nicht glaubhaft und realistisch. Daher sind sowohl das Versprechen als auch das Verzeihen Ausdruck und Grund, der Neues und das immer wieder Neu-Anfangen ermöglicht.

Versprechen schafft Inseln des Voraussehbaren in einem Meer der Ungewissheit, es gibt feste Anhaltspunkte für die Zukunft. Versprechen ist ein Wegweiser in ein noch nicht gegangenes und unbekanntes Gebiet. Versprechen ist das Licht, das uns leuchtet, damit wir den nächsten Schritt zuversichtlich auch bei sonstiger, umgebender Dunkelheit machen können.

Beide Handlungen, das Versprechen und Verzeihen sind dadurch gekennzeichnet, dass die bewusste Anwesenheit und persönliche Integrität von anderen Personen notwendig sind, denn niemand kann sich an ein Versprechen gebunden fühlen, das er nur sich selbst gegeben hat. Und niemand kann sich selbst verzeihen, was er oder sie anderen angetan hat. Versprechen und Verzeihen – beides braucht ein Gegenüber.

Buchhinweis:

Georg Simbruner, „Der Anfang des menschlichen Daseins und die Grundlegung des Menschen: Philosophisch-theologische Anthropologie der Prä-, Peri- und unmittelbaren Postnatalzeit“, Südwestdeutscher Verlag

Musik:

Pablo Sainz Villegas/Gitarre und Philharmonic Orchestra of the Americas unter der Leitung von Alondra de la Parra: „Allegretto - 1. Satz“ aus „Concierto del Sur - Konzert für Gitarre und Orchester“ von Manuel Maria Ponce
Label: Sony 88697704412 ( 2 CDs )