„Wer einmal lügt...“

Das Sprichwort „Wer einmal lügt; dem glaubt man nicht, selbst wenn er dann die Wahrheit spricht“ könnte mich veranlassen, dem, der sein Versprechen nicht gehalten hat, nicht zu vergeben.

Gedanken für den Tag 30.3.2019 zum Nachhören (bis 29.3.2020):

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Es könnte mein Richterspruch werden, nach dem ich vergebe oder nicht. Dann muss ich mich aber fragen, ob ich nicht selbst schon oft schuldig geworden bin und man mir etwas nachgesehen, nachgelassen und vergeben hat. Bin ich berechtigt, den Ankläger zu spielen und den ersten Stein auf jemanden zu werfen? Heißt es nicht schon in der Bibel „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet?“

Georg Simbruner
ist Theologe, Krankenhausseelsorger und emeritierter Professor für Kinderheilkunde und Neonatologie

Versprechen verlangt Gerechtigkeit

Und wie halte ich es mit dem Verzeihen mir selbst gegenüber? Kommt es nicht immer wieder vor, dass man sich sagt „Das kann ich mir nicht verzeihen, da habe ich einen schweren Fehler begangen, das reut mich!“ Ich muss mir auch selbst vergeben, um mich vor dem Irrewerden zu bewahren.

Sowohl Versprechen als auch Verzeihen ist eine menschliche Handlung, die ich als freier Mensch, im Bewusstsein der eigenen Freiheit, vollziehe. Das Bewusstsein meiner eigenen Schwächen, Fehler und eigenem Unvermögen und die Erfahrung, dass auch mir immer wieder vergeben wurde, soll und wird es mir ermöglichen, auch den anderen immer wieder zu vergeben.

Versprechen verlangt nach Ehrlichkeit, Klugheit und der Sache gerecht werden, also nach Gerechtigkeit. Vergeben und Verzeihen beruht auf Barmherzigkeit, das heißt „Ein Herz haben für die Armen“, mich eingeschlossen.

Buchhinweis:

Georg Simbruner, „Der Anfang des menschlichen Daseins und die Grundlegung des Menschen: Philosophisch-theologische Anthropologie der Prä-, Peri- und unmittelbaren Postnatalzeit“, Südwestdeutscher Verlag

Musik:

Eduardo Fernandez/Gitarre: „Etude für Gitarre Nr. 6 in e-moll - Poco allegro“ von Heitor Villa Lobos
Label: Decca 4146162