Wohin?

Das Leben rennt dahin: Diesen Lauf einmal zu unterbrechen und uns nach dem Ziel fragen zu lassen, dazu animiert ein Stück aus der „Johannespassion“.

Morgengedanken 18.4.2019 zum Nachhören (bis 17.4.2020):

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Diese eine Arie in der Johannespassion von Johann Sebastian Bach ist wohl das schwerste Stück für den Chor, obwohl so wenige Noten zu singen sind wie sonst nirgendwo. Die Bassstimme singt: „Eilt, ihr angefochtnen Seelen, eilt!“ und plötzlich fragt der Chor: „Wohin? Wohin? Wohin?“

Brigitte Knünz
ist Leiterin der römisch-katholischen Gemeinschaft „Werk der Frohbotschaft Batschuns“ in Vorarlberg

Was ist das Ziel?

Mehr als dieses Fragewort ist es nicht. In den Proben muss der Chorleiter immer wieder die kurzen Einsätze von „Wohin?“ mit uns Chorsängern üben, denn dieses Wort genau an der richtigen Stelle zu singen ist eine Herausforderung. Ich frage mich: Ja, wo eile ich denn tagaus tagein hin? Getaktet zwischen verschiedenen Verpflichtungen geht es durch – und wehe, du lässt einmal aus, dann kommt das gar nicht gut an. Nein, das Hamsterrad läuft weiter und du kannst nicht anders als eilen. – Wer fragt mich dann: Wohin eilst du denn? Was ist dein Ziel?

In der Arie kommt nach langem Eilen, dann einem kurzen Stillstand, einem letzten „Wohin?“ die Antwort: „Nach Golgatha“. Es geht auf den Endpunkt des irdischen Jesus zu. Oft ist es ein krisenhafter Punkt im Leben, wo sich die Frage stellt: Wohin gehe ich? Vielleicht lege ich heute einen Stopp ein und frage mich: Wohin laufe ich eigentlich?