Weg mit ihm

Der Gedenktag an den Tod Jesu am Kreuz, der heute von gläubigen Christinnen und Christen begangen wird, nimmt auch all jene Menschen in den Blick, die heute Ähnliches wie Jesus damals erleiden müssen.

Morgengedanken 19.4.2019 zum Nachhören (bis 18.4.2020):

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Karfreitag. Ein dunkler Tag. Ein Tag, an dem Christen des gewaltsamen Todes Jesu gedenken.

Brigitte Knünz
ist Leiterin der römisch-katholischen Gemeinschaft „Werk der Frohbotschaft Batschuns“ in Vorarlberg

Die Würde des Menschen

In der Johannespassion lässt Johann Sebastian Bach den Chor in einer hohen Dramatik das „Weg, weg mit ihm – kreuzige ihn“ singen. Als Chorsängerin geht es mir durch Mark und Bein. Es ist wie ein Rausch, in dem ohne Ende in den verschiedenen Stimmen das „weg, weg“ zischt, blinde Wut scheint der Treiber für die Hetze zu sein. Das „Kreuzige“ in der Sopran-Stimme sticht wie mit einem Schwerthieb in das allgemeine Getümmel. Als nur die Männerstimmen diesen Teil proben, stelle ich mir vor, dass ich damit gemeint bin, die „weg“ sollte. Es ist schauerlich. Von allen Seiten sind sie gegen mich, wollen mich weg haben, ich komme ihnen nicht aus!

Heute möchte ich besonders an all jene Menschen denken, denen physische und psychische Gewalt, Folter und schweres Unrecht angetan wird. Auch wenn man dieses bezwecken will: Ihre Würde kann ihnen dadurch nicht genommen werden. Ich besinne mich zurück an den Eingangschor, wo es heißt, dass zu Jesu Verherrlichung auch seine Erniedrigung gehört, sein ganzes Leben bis zuletzt. Selbst wer scheitert, von allen verlassen und geschmäht ist, bleibt Kind Gottes und fällt nicht aus seiner Liebe.