Erinnerungen

Wenn ich an meine Kindheit und Jugend denke, dann fallen mir auch religiöse Feste ein. Ein Teil meiner Familie ist christlich, der andere jüdisch.

Gedanken für den Tag 16.4.2019 zum Nachhören (bis 15.4.2020):

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Zum Beispiel erinnere ich mich an einen ausgelassenen Sederabend mit fröhlichen Liedern, lustigen Geschichten, Dank-und Lobgebeten und mit köstlichem koscheren Essen. So haben wir viele Jahre im Kreis der Familie gefeiert. Abwechslungsreich, nachempfindend den Auszug der Israeliten aus Ägypten, aufgeregt, was als nächstes kommt, am Ende erschöpft.

Thomas Hennefeld
ist Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich

Offen dem Fremden begegnen

Eine andere Erinnerung: ein Gottesdienst in der Osternacht, die dunkle Kirche, leise Musik, in die Seele dringende Texte. Und danach das Osterfeuer im Hof und Osterlieder singend, Auferstehung spürend mit fröhlichem Herzen. Religion ist nicht nur rational zu erfassen sondern kann mit allen Sinnen erlebbar werden.

Manche Eltern halten sich für besonders liberal, wenn sie ihre Kinder religionslos erziehen in der Annahme, dass sie einmal selbst eine Religion auswählen können, die zu ihnen passt. Wenn ich an meine Erlebnisse in der Kirche, der Familie, der Synagoge denke, dann habe ich dort auch ein Stück Heimat gefunden. Das bedeutet nicht, anderes gering zu schätzen. Im Gegenteil, mit meinen Erfahrungen, mit meinen gewachsenen Einsichten und Überzeugungen kann ich dann umso offener und vorurteilsfreier dem anderen und auch dem Fremden begegnen. Das Feiern der religiösen Feste habe ich nie als Zwang oder Verpflichtung empfunden sondern als Geschenk, als Freude, als Glück, ganz besonders zu Pessach und Ostern.

Musik:

Heinrich Schiff/Violoncello und Elisabeth Leonskaja/Klavier: „Andante - 3. Satz“ aus: Sonate für Violoncello und Klavier in g-moll op. 19 von Sergej Rachmaninoff
Label: Philips 4127322