Vom Kreuz zur Himmelfahrt

Zur Kulturgeschichte eines Symbols: Als Folterwerkzeug ist es ebenso grausam wie simpel: Am Kreuz wird der Mensch so lange an seinen Armen aufgehängt, bis der Tod durch Ersticken eintritt. Und das kann Tage dauern. Für gläubige Christinnen und Christen ist es aber durch Jesus von Nazareth zu einem Symbol des Heils geworden – ein Zeichen für den Sieg des Lebens über den Tod.

Für viele Menschen ist dieser Widerspruch nicht auflösbar: Die Reihe „MEMO – Ideen, Mythen, Feste“ lädt daher am Feiertag „Christi Himmelfahrt“ zu einem Streifzug durch die historische Entwicklung des zentralen Symbols der Christenheit ein – denn ursprünglich zeigte es nicht den zu Tode gemarterten, sondern den auferstandenen Christus.

Reliquie in Stift Heiligenkreuz

Der „Auferstandene“ hat sich, so die biblische Überlieferung, noch 40 Tage lang den Menschen gezeigt. Dann endet seine „irdische Präsenz“ – was bildhaft mit dem Begriff „Himmelfahrt“ zum Ausdruck gebracht wird. Die Kirche feiert also 40 Tage nach Ostern, nach der Auferstehung, die Rückkehr des Sohnes zum Vater – zehn Tage vor dem Pfingstfest, an dem dann der Heilige Geist seine „irdische Präsenz“ entfaltet.

Memo
Donnerstag, 30.5.2019, 19.05 Uhr, Ö1

„Heil‘ges Kreuz sei hoch verehret, Baum, an dem der Heiland hing“ – heißt es in einem alten Kirchenlied, und es bringt damit den inneren Widerspruch der Kreuzessymbolik auf den Punkt: „Heil‘ges Kreuz, du Siegeszeichen – selig, wer auf dich vertraut.“

Heute stoßen sich viele an der öffentlichen Präsenz des Kreuzes – zum Beispiel in Klassenzimmern, weil der Anblick eines zu Tode gemarterten Menschen kleinen Kindern eigentlich nicht zumutbar sei.

Kreuz Christi Himmelfahrt

ORF/Markus Veinfurter

Das „Kreuz von San Damiano“, vor dem der Heilige Franz von Assisi sein Bekehrungserlebnis gehabt haben soll, vereint Karfreitag, Ostersonntag und Christi Himmelfahrt in einer Darstellung: Es zeigt den gekreuzigten Christus bereits als auferstandenen Sieger über den Tod. Im obersten Feld ist – gleichsam als krönender Abschluss - seine „Rückkehr zum Vater“, seine „Himmelfahrt“, zu sehen.

Auch als Reliquie hatten Splitter des „wahren Kreuzes“ lange Zeit eine große Bedeutung. Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin, soll es im Jahr 320 in Jerusalem wiederentdeckt haben.

Ein Stück davon wird seit 1188, so lautet die Überlieferung, im Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich aufbewahrt – dem das Zisterzienserkloster auch seinen Namen verdankt.

Gestaltung: Markus Veinfurter

Memo 30.5.2019 zum Nachhören (bis 29.5.2020):

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Stift Heiligenkreuz