Multireligiöse Familie

Manch einer mag es beschwerlich und mühsam empfinden, mit mehreren Konfessionen und Religionen zu leben, Traditionen zu pflegen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, und darauf zu achten, nichts falsch zu machen.

Gedanken für den Tag 20.4.2019 zum Nachhören:

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In meiner Familie gibt es nämlich Juden und Christen, und zwar: evangelische, katholische und auch äthiopisch-orthodoxe. Wäre es nicht einfacher, in einer Familie aufzuwachen und zu leben, in der alle denselben Glauben haben und dieselben Bräuche pflegen? Meine Antwort ist klar: Vielleicht wäre es einfacher, aber nicht so schön und bereichernd.

Thomas Hennefeld
ist Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich

Vielgestaltige Gesellschaft

In Gesprächen, Diskussionen und im Feiern erlebte ich diese Vielfalt und Buntheit. Durch das Erleben und die Begegnung mit Konfessionen und Religionen hat sich mein Horizont erweitert, und ich habe gelernt, universell zu denken. Ich habe diese Universalität gesucht und habe sie in allen Religionen, mit denen ich mich beschäftigt habe, gefunden. In allen Religionen gibt es beides: Engstirnigkeit und Fanatismus sowie Weite, Offenheit und Respekt. Das habe ich gelernt im wirklichen Leben, im Gespräch, im Gebet, auf meinem Weg in eine größere Freiheit.

Ich bin überzeugt, dass der liebe Gott nicht Einförmigkeit und Uniformität wollte, sonst hätte er seine Schöpfung nicht so vielgestaltig erschaffen. Was ich in meiner Familie erlebt habe und erlebe, das wünsche ich mir auch für die Gesellschaft und für die ganze Welt.

Musik:

Claude Starck/Violoncello und Christoph Eschenbach/Klavier: „Adagio - 3. Satz“ aus: Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 in D-Dur op. 58 von Felix Mendelssohn Bartholdy
Label: Claves 508604