Bibelessay zu Johannes 20, 1 – 18

Fakenews am frühen Morgen: Frauen gehen am ersten Tag der Woche zum Grab, aber sie finden den Leichnam Jesu nicht. Sie erzählen es den Aposteln, aber diese glauben ihnen nicht.

„Sie hielten diese Reden für Geschwätz“, heißt es im Lukasevangelium. Was soll das heißen: „Das Grab ist leer?“ Was vermuten die Frauen? Heute, am Ostermorgen, lichtet sich das Geheimnis. Aus dem Geschwätz, aus einem Verdacht, wird eine alles verändernde Wahrheit. Ich begleite Maria Magdalena. Sie ist mit Maria, der Mutter Jesu, und mit Johannes unter dem Kreuz gestanden. Sie ist dabei gewesen, als die führenden Männer des Volkes den Elenden verlacht haben, der vor ihren Augen qualvoll verstarb. Den Jüngern ist nach dem Tod Jesu ebenfalls elend zumute. Den Rest des Abends und den ganzen Sabbat verbringen sie hinter verschlossenen Türen in panischer Angst, dass auch nach ihnen gesucht wird, nach den Männern aus Galiläa.

Sr. Beatrix Mayrhofer
ist Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs

Eine Täuschung, ein Betrug?

Maria aus Magdala ist auch aus Galiläa. Sie hat sich nicht versteckt. Sie will hinausgehen zum Grab, sie will dem hastig begrabenen Jesus die letzte Ehre erweisen, den Dienst der Liebe tun, den Leichnam salben, wie es die Vorschriften vorsehen. Mutig geht sie am frühen Morgen. Sie kommt und sieht, dass der Stein weggerollt ist. Sie vermutet, man habe den Leichnam weggebracht. Schnell läuft sie zurück zu den Jüngern, die nun ihrerseits zu laufen beginnen. Auch wenn in den nächsten Versen nur von Petrus und Johannes die Rede ist, so ist Maria Magdalena doch mitgelaufen, denn gleich ist sie mit ihnen wieder beim leeren Grab.

Der Jünger Johannes, so heißt es, „sieht und glaubt“, aber Petrus kann das Gesehene noch nicht einordnen. Sehr nüchtern bemerkt der Evangelist: „Sie kehren nach Hause zurück“. Ist das alles eine Täuschung, ein böser Betrug? Maria Magdalena bleibt im Garten, sie will sich nicht abfinden mit der Tatsache, dass das Grab leer ist. Weinend sucht sie den Herrn und meint, den Gärtner zu sehen. Aber vor ihr steht Jesus und nennt sie beim Namen. Was für ein kostbarer Moment! Die Liebende begegnet ihm, der aus Liebe zu uns Menschen gestorben ist, den aber die Kraft der göttlichen Liebe aus dem Tod ins Leben gerufen hat, in ein neues, österliches Leben. Jesus lebt und Maria erkennt ihn. Aber ihre Liebe wird auf die Probe gestellt. Sie darf ihren Meister nicht festhalten, denn seine Sendung erfüllt sich, er geht zum Vater.

Lebenskunst
Sonntag, 21.4.2019, 7.05 Uhr, Ö1

Die Osterbotschaft wird einer Frau anvertraut

Sie erhält jedoch am Ostermorgen im Garten ihre eigene Sendung. Maria von Magdala wird als Erste verkünden: „Ich habe den Herrn gesehen!“ Während im Garten ganz am Anfang der Schöpfungsgeschichte der Frau die Schuld gegeben wird am Versagen, wird nun einer Frau das Evangelium anvertraut. Maria Magdalena soll zu den Jüngern gehen und ihnen verkünden: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden!“ Jesus sendet sie. Sie wird zur Apostelin. „Geh zu meinen Brüdern!“, sagt er. Jetzt und nur hier nennt Jesus im Johannesevangelium seine Jünger auch Brüder. Eine neue Vertrautheit wächst, in der alle zu Brüdern und Schwestern werden, die an ihn, den Auferstandenen, glauben. Das Grab ist leer, Jesus lebt.

Das ist keine Täuschung und schon gar kein Geschwätz. Auch wenn es einigen schwer fällt zu glauben, dass der Auferstandene einer Frau die frohe Botschaft von Ostern anvertraut hat. Für manche ist das auch 2000 Jahre danach immer noch eine Provokation. Andere sind jetzt dazu bereit, konkrete Konsequenzen daraus zu ziehen.